Behauptung
"Die
Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 griff in politische Vereinbarungen
und Grenzabkommen zwischen unabhängigen Staaten ein, die bereits
seit Jahrhunderten existierten."
"Israel war seit seiner Gründung ein expansionistischer
Staat."
"Israel war schon lange darauf aus, das arabische Territorium vom
Nil bis zum Euphrat zu erobern. In der Knesset hängt sogar eine
Karte, auf der dieser Vorsatz deutlich wird."
"Die Westbank gehört zu Jordanien."
"Israel hat die Golanhöhen in einem Angriffskrieg erobert."
"Es besteht keinerlei strategische Notwendigkeit,
dass Israel die Golanhöhen kontrolliert. Syriens Einhaltung des
Waffenstillstands auf dem Golan beweist, dass Israel das Gebiet gefahrlos
zurückgeben könnte."
"Israel hat es abgelehnt, Kompromissvorschläge
im Blick auf die Golanhöhen zu machen, während Syrien bereit
war, Land gegen Frieden einzutauschen."
"Israel hat die Golanhöhen im Jahr 1981 illegal
annektiert und damit gegen geltendes internationales Recht und gegen
Resolution 242 verstoßen."
"Israel kann sich aus der Westbank ebenso leicht zurückziehen,
wie es sich aus dem Sinai zurückziehen konnte."
"Der Golfkrieg beweist, dass Israels Forderung nach
verteidigungsfähigen Grenzen in einer Ära von Missiles und
Langstreckenbombern, die innerhalb von Minuten riesige Gebiete überqueren
können, unrealistisch ist."
Behauptung
"Die Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 griff in politische
Vereinbarungen und Grenzabkommen zwischen unabhängigen Staaten
ein,
die seit Jahrhunderten existierten."
Tatsache
Die Grenzen der Länder des Nahen Ostens wurden
von den Westmächten nach der Niederlage der Türkei im Ersten
Weltkrieg und nach der Aufteilung der französischen und britischen
Mandate willkürlich festgelegt. Die Gebiete, die nach der Teilungsresolution
der Vereinten Nationen an Israel fallen sollten, hatten zum Reich der
Osmanen gehört, die von 1517 bis 1917 in Palästina geherrscht
hatten.
Als die Türkei im Ersten Weltkrieg geschlagen war, übernahmen
die Franzosen das Gebiet des heutigen Libanon und Syriens. Die Briten
kontrollierten Palästina und den Irak. 1926 wurden die Grenzen
neu gezogen; dabei wurde der Libanon von Syrien abgetrennt.
Emir Faisal, den die Franzosen in Syrien abgesetzt
hatten, wurde auf britische Intervention hin Herrscher des neuen Königreichs
Irak. 1922 schufen die Briten das Emirat Transjordanien, das das gesamte
östlich des Jordan gelegene Gebiet Palästina umfasste. Auf
diese Weise erhielt Emir Abdullah, dessen Familie in einer Stammesfehde
auf der arabischen Halbinsel unterlegen war, wieder ein Königreich.
Keines der Länder, die an Israel grenzen, war vor dem 20. Jahrhundert
unabhängig gewesen. Im Gegenteil, viele arabische Nationen wurden
sogar erst nach der Gründung des israelischen Staates unabhängig.1
Behauptung
"Israel war seit seiner Gründung ein expansionistischer
Staat."
Tatsache
Israels Grenzen wurden von den Vereinten Nationen
festgelegt, als der Staat die Teilungsresolution von 1947 anerkannte.
In einer Reihe von Verteidigungskriegen hat Israel danach zusätzliches
Territorium erobert. Bei zahlreichen Gelegenheiten hat es sich jedoch
aus diesen Gebieten wieder zurückgezogen.
Im Rahmen des Truppenentflechtungsabkommens von 1974 gab Israel Gebiete
an Syrien zurück, die es in den Kriegen von 1967 und 1973 erobert
hatte.
Im Rahmen des im Jahr 1979 geschlossenen Friedensvertrags zwischen Israel
und Ägypten zog Israel seine Streitkräfte zum dritten Mal
von der Sinai-Halbinsel ab. Aus einem Großteil dieses im Unabhängigkeitskrieg
eroberten Wüstenterritoriums hatte es sich schon vorher zurückgezogen.
Nach der Eroberung des Sinai in der Suezkrise von 1956 hatte Israel
die Halbinsel bereits ein Jahr später wieder an Ägypten übergeben.
Im September 1983 zog Israel sich aus großen Gebieten des Libanon
auf Stellungen südlich des Awali-Flusses zurück. 1985 erfolgte
dann der endgültige Abzug aus dem Libanon; davon ausgenommen blieb
lediglich eine kleine Zone unmittelbar nördlich der israelischen
Grenze. Auch sie wurde jedoch im Jahr 2000 von beiden Seiten geräumt.
Nach der Unterzeichnung der Friedensverträge mit den Palästinensern
und eines entsprechenden Abkommens mit Jordanien war Israel bereit,
den größten Teil des Gebiets der Westbank zu räumen,
den es im Krieg von 1967 erobert hatte. Ein kleiner Teil wurde an Jordanien
zurückgegeben, der Rest wurde der Vollmacht der Palästinenser
unterstellt. Das Abkommen mit den Palästinensern sah darüber
hinaus den Rückzug Israels aus dem größten Teil des
Gazastreifens vor, der im Krieg von 1973 erobert wurde.
Die Verhandlungen über das endgültige Schicksal der umstrittenen
Gebiete, die sich noch in Israels Besitz befinden, dauern an. Israels
Bereitschaft zu territorialen Zugeständnissen im Austausch gegen
Sicherheit beweist jedoch, dass sein Ziel der Frieden und nicht die
Expansion ist.
Behauptung
"Israel war schon lange darauf aus, das arabische
Territorium vom Nil bis zum Euphrat zu erobern. In der Knesset hängt
sogar eine Karte, auf der dieser Vorsatz deutlich wird."
Tatsache
Dieses Thema wird von Israels Feinden immer wieder
aufs Tapet gebracht und in der gesamten arabischen und islamischen Welt
mit schöner Regelmäßigkeit wiederaufgegriffen.
In einem Nachdruck der Protokolle der Weisen Zions - einer berühmten
zaristischen Fälschung -, der 1985 im Iran aufgelegt wurde, tauchte
eine Karte auf, die angeblich Israels Wunschgrenzen zeigt: ein Imperium,
das Saudi-Arabien, den Irak, Kuwait und Teile der Türkei und des
Iran mit einschließt.
Am 25. Mai 1990 behauptete Jassir Arafat auf einer Pressekonferenz in
Genf, Israels Zehn-Agora-Münze trage die Karte eines erweiterten
Israels, das ganz Jordanien und den Libanon sowie große Teile
des Irak, Syriens, Saudi-Arabiens und Ägyptens umfasse.
In Wirklichkeit ist die Agora die Nachprägung
einer alten jüdischen Münze aus der Zeit des Hasmonäerkönigs
Mattathias. Die moderne israelische Münze zeigt die antike Prägung,
die natürlich in 2000 Jahren etwas gelitten hat. Dieser leicht
verformte Umriss auf einer antiken Münze aber soll, wie Arafat
versichert, eine geheime "Karte" des auf eine Erweiterung
seiner Grenzen hin arbeitenden Israel darstellen.
Der syrische Verteidigungsminister Mustafa Tlas behauptete,
über dem Eingang der Knesset seien die Worte eingemeißelt:
"Das Land Israel vom Euphrat bis zum Nil."2 Anderen
Aussagen zufolge zeigt eine in der Knesset hängende Karte diese
Grenzen.
Weder die Inschrift noch die Karte existieren. Doch
viele Menschen in der arabischen Welt haben sich erfolgreich eingeredet,
dass es sie gibt. Araber, die das Parlament besuchten und die bewusste
Karte nirgendwo entdecken konnten, glauben einfach, sie sei vor ihrem
Besuch entfernt worden.3
Die Widerlegung dieser Behauptung ist natürlich der Rückzug
Israels aus den in den Kriegen von 1948, 1956, 1967, 1973 und 1982 eroberten
Gebieten.
Behauptung
"Die Westbank gehört zu Jordanien."
Tatsache
Die Westbank war nie ein legaler Teil Jordaniens.
Nach der Teilungsresolution der Vereinten Nationen von 1947 - die die
Juden akzeptierten, die Araber jedoch ablehnten - sollte es Teil eines
unabhängigen arabischen Staates in Westpalästina sein. Im
Krieg von 1948 marschierte dann jedoch das jordanische Heer ein und
besetzte das Gebiet. 1950 annektierte Jordanien die Westbank.
Nur zwei Regierungen - die Großbritanniens und
Pakistans - haben die Annexion durch Jordanien formal anerkannt. Der
Rest der Welt, einschließlich der Vereinigten Staaten, hat das
zu keiner Zeit getan.
Während der Besatzungszeit von 1950 bis 1967
ließ Jordanien es zu, dass Terroristen von hier aus Anschläge
in Israel durchführten. Amman verlor die Westbank, als Jordanien
1967 in den Krieg eintrat.
Behauptung
"Israel hat die Golanhöhen in einem Angriffskrieg
erobert."
Tatsache
Zwischen 1948 und 1967 kontrollierte Syrien die Golanhöhen.
Es nutzte sie als militärischen Stützpunkt, von dem aus syrische
Verbände immer wieder wahllos israelische Zivilisten im Hula-Tal
angriffen, sodass die Kinder in den Kibbuzim in Bunkern schlafen mussten.
Viele Straßen in Nordisrael konnten erst überquert werden,
nachdem sie mit Minensuchgeräten überprüft worden waren.
Ende 1966 wurde ein Jugendlicher von einer Mine in Stücke gerissen,
als er in der Nähe der libanesischen Grenze Fußball spielte.
Manchmal wurden diese Überfälle auch von Jassir Arafats Fatah
durchgeführt, die Syrien von seinem Territorium aus operieren ließ.4
Israel protestierte wiederholt, aber erfolglos vor der Waffenstillstandskommission
der Vereinten Nationen - dem Gremium, das mit der Durchsetzung des Waffenstillstands
beauftragt worden war - gegen die syrischen Bombenangriffe. So wandten
die Israelis sich zum Beispiel im Oktober 1966 an die Vereinten Nationen
mit der Bitte, dafür zu sorgen, dass die Überfälle der
Fatah ein Ende nahmen. Die Antwort aus Damaskus war eine beispiellose
Herausforderung. "Es ist nicht unsere Pflicht, ihnen Einhalt zu
gebieten, sondern sie zu ermutigen und zu stärken", ließ
der syrische Botschafter verlauten.5
Nichts wurde unternommen, um Syriens Aggression zu
stoppen. Eine äußerst milde Resolution des Sicherheitsrates,
die dem "Bedauern" über derartige Zwischenfälle
Ausdruck gab, wurde von der Sowjetunion verhindert. Die Vergeltungsschläge
Israels dagegen wurden von den Vereinten Nationen verurteilt. "Soweit
der Sicherheitsrat sich überhaupt offiziell äußerte",
schrieb der Historiker Netanel Lorch, "war die Jagd auf Israelis
auf ihrem eigenen Grund und Boden freigegeben".6
Nach dem Beginn des Sechs-Tage-Krieges versuchte die syrische Luftwaffe,
Ölraffinerien in Haifa zu bombardieren. Während die israelischen
Streitkräfte im Sinai und in der Westbank kämpften, bombardierte
die syrische Artillerie israelische Verbände in Ostgaliläa,
und bewaffnete Einheiten nahmen Dörfer im Hula-Tal unterhalb der
Golanhöhen unter Beschuss.
Am 9. Juni 1967 ging Israel gegen die syrischen Stellungen
auf dem Golan vor. Am späten Nachmittag des 10. Juni war die Hochebene
in der Hand der Israelis. Die Besetzung der strategisch wichtigen Golanhöhen
erfolgte erst nach 19 Jahren unausgesetzter Provokation von Syrien aus
und nach vielen erfolglosen Versuchen, die internationale Gemeinschaft
zum Eingreifen zu bewegen.
Behauptung
"Es besteht keinerlei strategische Notwendigkeit,
dass Israel die Golanhöhen kontrolliert Syriens Einhaltung des
Waffenstillstands auf dem Golan beweist, dass Israel das Gebiet gefahrlos
zurückgeben könnte."
Tatsache
Es stimmt, dass Syrien - abgeschreckt durch die Anwesenheit
internationaler Friedenstruppen in Artilleriereichweite von Damaskus
- seit 1974 für Ruhe auf dem Golan gesorgt hat. Doch gleichzeitig
ist es in all diesen Jahren zum Zufluchtsort zahlloser terroristischer
Gruppen geworden, die Israel vom Libanon und von anderen Ländern
aus mit Anschlägen überziehen. Zu diesen Gruppen gehören
die Demokratische Front für die Befreiung Palästinas (DFLP),
die Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), die Hisbollah
und die Volksfront für die Befreiung Palästinas-Generalkommando
(PFLP-GC). Zusätzlich hat Syrien Hunderttausende Soldaten - etwa
75 Prozent seiner gesamten Heeresmacht - an der isralischen Front bei
den Golanhöhen stationiert.
Vom Westgolan aus sind es nur knapp 100 Kilometer
- ohne nennenswerte geografische Hindernisse - bis nach Haifa und Akko,
ins industrielle Herz Israels. Der Höhenzug, der im Westen von
ca. 130 auf ca. 550 Meter ansteigt und an den alten Grenzen Israels
von vor 1967 verläuft, blickt auf das Hula-Tal, Israels fruchtbarstes
Agrarland. In den Händen eines freundlich gesonnenen Nachbarstaates
kommt dem steil aufragenden Hochplateau kaum militärische Bedeutung
zu. Wenn er jedoch von einem feindlichen Land kontrolliert wird, kann
der Golan jederzeit wieder zum strategischen Albtraum für Israel
werden.
Vor dem Sechs-Tage-Krieg, als die israelischen Siedlungen
in Galiläa vom Golan aus beschossen wurden, waren Israels Verteidigungsmöglichkeiten
gegen die syrischen Angriffe durch die geografische Lage der Golanhöhen
stark eingeschränkt. Artilleriefeuer war wegen der schlechten Übersicht
vom Hula-Tal aus nur begrenzt einsetzbar; Luftangriffe wurden durch
die gut vergrabenen, hervorragend befestigten syrischen Stellungen vereitelt;
und ein Bodenangriff "... hätte ein größeres Truppenaufgebot
erfordert und damit das Risiko noch schwererer Zwischenfälle und
ernster politischer Verwicklungen heraufbeschworen", bemerkte Irving
Heymont, ein pensionierter Colonel der amerikanischen Streitkräfte.7
Als Israel dieses Risiko schließlich einging
und im Jahr 1967 die syrischen Stellungen stürmte, kamen dabei
115 Soldaten ums Leben - etwa gleich viele amerikanische Soldaten fielen
im Rahmen der gesamten Operation Wüstensturm.
Als der Friedensprozess in den Jahren 1996 bis 1997
ins Stocken geriet, nahm Syrien seine Kriegshetze gegen Israel wieder
auf und führte zugleich auffällige Truppenverschiebungen durch.
Israelische Beobachter warnten vor der Möglichkeit eines Blitzschlags
durch syrische Streitkräfte mit dem Ziel der Rückeroberung
des Golan. Den israelischen Verteidigungsstreitkräften gelang es
jedoch zumindest bislang, den syrischen Manövern die Stirn zu bieten
und den Frieden zu bewahren.
Mit der Übergabe des Golan an das feindliche Syrien würde
Israel sein Frühwarnsystem gegen Überraschungsangriffe aufs
Spiel setzen. Die Israelis haben auf dem Berg Hermon, dem höchsten
Punkt in diesem Gebiet, Radaranlagen errichtet. Wenn diese Einrichtungen
bei einem israelischen Rückzug vom Golan wieder in die Ebene von
Galiläa verlegt werden müssten, würden diese einen Großteil
ihres strategischen Nutzens verlieren.
Behauptung
"Israel hat es abgelehnt, Kompromissvorschläge
im Blick auf die Golanhöhen zu machen, während Syrien bereit
war, Land gegen Frieden einzutauschen."
Tatsache
Unter Hafez Assad war Syriens Haltung absolut starr:
Der komplette Rückzug Israels aus dem gesamten Gebiet der Golanhöhen
war die Vorbedingung für Gespräche über eventuelle Zugeständnisse
Syriens im Ausgleich dafür. Zu keiner Zeit hat Assad jedoch seine
Bereitschaft bekundet, Frieden mit Israel zu schließen, wenn er
den gesamten Golan oder auch einen Teil davon zurückerhielte.
Israel wiederum war gleichermaßen unnachgiebig
in seiner Entschlossenheit, keine Gebiete aufzugeben, ohne gleichzeitig
feste Zusagen Syriens zu haben. Israel macht seine Bereitschaft, über
die Rückgabe von Teilen des Golan oder auch des ganzen Golangebiets
zu verhandeln, von der Bereitschaft Syriens abhängig, die Beziehungen
zwischen den beiden Ländern zu normalisieren und ein Abkommen zu
unterzeichnen, das dem Kriegszustand, der nach syrischer Aussage momentan
zwischen ihnen besteht, ein Ende macht.
In einem Interview mit Bitachon, der Monatsschrift des israelischen
Verteidigungsministeriums, sagte der stellvertretende Verteidigungsminister
Ephraim Sneh, dass die topografischen Bedenken im Zusammenhang mit einem
Rückzug von den Golanhöhen durch die Schaffung einer entmilitarisierten
Zone ausgeräumt werden könnten. "Wir brauchen eine Grenze,
die man schützen kann, eine Grenze, von der der Generalstabschef
zur Regierung bzw. zum Außen- oder Verteidigungsministerium sagen
kann: Von dieser Linie aus kann ich den Staat Israel mit einem
Minimum an Verlusten verteidigen." Und Sneh fügte hinzu:
"Je weitgehender die Entmilitarisierung und je wirksamer das Frühwarnsystem,
desto flexibler werden wir uns in topografischen Fragen zeigen."
Gleichzeitig unterstrich er jedoch auch, dass es keine Kompromisse im
Blick auf Wasservorkommen und Quellen geben könne.
Abgesehen von der militärischen Sicherheit liegt
der Schlüssel zum Frieden mit Syrien nach Snehs Worten vor allem
in der Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
"Wenn ein Israeli an Normalisierung denkt, dann stellt er sich
vor, dass er morgens aufsteht, mit seiner Frau und seinen Kindern einen
Einkaufsbummel in Damaskus macht und wieder nach Hause fährt",
so Sneh. "Für die Syrer dagegen besteht eine Normalisierung
bestenfalls im Austausch von Botschaftern und der Einrichtung möglichst
vieler Flugverbindungen. Wir müssen darauf drängen, dass es
ein wärmerer Friede wird als der Friede mit Ägypten, eher
so wie der Friede, den wir mit Jordanien haben."
Bis heute gibt es in Israel selbst eine starke Opposition gegen den
Rückzug von den Golanhöhen. Beobachter gehen jedoch davon
aus, dass die öffentliche Meinung umschlagen wird, wenn die Syrer
ein entsprechendes Abkommen unterzeichnen und durch ihr Handeln erkennen
lassen, dass ihnen der Friede ein echtes Anliegen ist - etwa durch das
Unterbinden der Hisbollah-Überfälle auf Israel vom Südlibanon
aus. Und letztlich wird die öffentliche Meinung darüber entscheiden,
ob es zu einem Vertrag kommt, denn während der Amtszeit von Ministerpräsident
Netanyahu wurde ein Gesetz verabschiedet, nach dem jedes derartige Übereinkommen
durch einen Volksentscheid bestätigt werden muss.
Präsident Assad starb im Juni 2000. Seither wurden noch keine Verhandlungen
aufgenommen, da Assads Sohn und Nachfolger Bashar zunächst seine
Machtposition in Syrien festigen muss. Den bisherigen Äußerungen
Bashars war nicht zu entnehmen, dass eine Wende in Syriens Haltung zum
Golan in Sicht ist. Solange es jedoch keine einschneidenden Änderungen
in der syrischen Politik und der Haltung der syrischen Regierung gegenüber
Israel gibt, hängt die Sicherheit des jüdischen Staates sehr
stark davon ab, dass Israel die Golanhöhen auch weiterhin kontrolliert.
"Vom streng militärischen Standpunkt müsste
Israel darauf bestehen, zumindest einige der eroberten Gebiete zu behalten,
damit es in der Lage ist, seine Grenzen zu verteidigen."
Memorandum der Stabschefs an den Verteidigungsminister, 29. Juni 1967
Behauptung
"Israel hat die Golanhöhen im Jahr 1981
illegal annektiert und damit gegen geltendes internationales Recht und
gegen Resolution 242 verstoßen."
Tatsache
Am 14. Dezember 1981 stimmte die Knesset für
die Annexion der Golanhöhen. Nach der neuen Satzung waren die Einwohner
des Golan nun der israelischen Zivilgesetzgebung und Verwaltung unterstellt,
die die seit 1967 bestehende Militärverwaltung ablöste. Das
Gesetz schließt weitere Verhandlungen über eine endgültige
Entscheidung über den Status des Gebiets nicht aus.
Professor Julius Stone vom Hastings College of Law
schrieb zur Annahme des besagten Gesetzes durch die Knesset: "Nach
internationaler Rechtsprechung gibt es keine Vorschrift, die verlangt,
dass eine militärische Besatzung bis in alle Ewigkeit wartet, ehe
sie die Kontrolle und Verwaltung des eroberten Territoriums zu einer
Dauereinrichtung macht ... Viele internationale Anwälte haben sich
in der Tat bereits über die Geduld gewundert, die Israel bis dahin
an den Tag gelegt hat."8
Behauptung
"Israel kann sich aus der Westbank ebenso leicht
zurückziehen, wie es sich aus dem Sinai zurückziehen konnte."
Tatsache
Mehrere Seiten des Friedensvertrags zwischen Israel
und Ägypten sind diversen Sicherheitsvorkehrungen gewidmet. So
betrifft zum Beispiel Artikel III des Anhangs zum Vertrag die Zonen,
in denen Aufklärungsflüge erlaubt sind, und Artikel V erlaubt
die Einrichtung von Frühwarnsystemen in bestimmten Zonen.
Die Sicherheitsgarantien, die nötig waren, um auf israelischer
Seite so viel Vertrauen zu schaffen, dass ein Rückzug möglich
wurde, konnten nur durch die Entmilitarisierung des Sinai gewährleistet
werden. Sie sehen eine über 160 Kilometer breite Pufferzone vor.
Heute ist die ägyptische Grenze knapp 100 Kilometer von Tel Aviv
und gut 110 Kilometer von Jerusalem, den nächsten größeren
israelischen Städten, entfernt. Die Sinai-Halbinsel ist nach wie
vor dünn besiedeltes Wüstengebiet, in dem knapp 250000 Menschen
leben.
Die Lage in den einzelnen Gebieten ist völlig unterschiedlich.
In der Westbank leben über zwei Millionen Araber, hauptsächlich
in übervölkerten Städten und Flüchtlingslagern.
Die meisten davon liegen dicht bei israelischen Städten wie Tel
Aviv und Jerusalem. Es ist von höchster Wichtigkeit für Israel,
dass die Westbank nicht in die Hände feindlicher Nachbarn gerät.
Die in den letzten Jahren zunehmende Infiltration durch Terroristen
aus den Gebieten mit palästinensischer Selbstverwaltung, die zum
Beispiel für die schrecklichen Selbstmordattentate verantwortlich
sind, beweist, wie groß die Gefahr ist.
Trotzdem hat Israel sich seit Oslo aus dem größten
Teil der Westbank zurückgezogen und angeboten, im Austausch gegen
eine endgültige friedliche Regelung mit den Palästinensern
über 90 Prozent des Gebietes aufzugeben. Doch Israel kann und will
nicht, wie es die Palästinenser fordern, zu den alten Grenzen von
1967 zurückkehren. Die Abkommen mit den Palästinensern, die
Israel unterzeichnet hat, und der Vertrag mit Jordanien enthalten zahlreiche
spezielle Klauseln, die die Sicherheitsrisiken für Israel minimieren
sollen.
"Es ist unmöglich,
Jerusalem zu verteidigen, wenn die umliegenden Höhen nicht gehalten
werden ... ein Flugzeug, das von einem Flughafen in Amman aus startet,
kann in zweieinhalb Minuten über Jerusalem sein. Aus diesem Grund
ist eine Verteidigung des ganzen Landes völlig ausgeschlossen,
wenn man dieses strategisch entscheidende Gebiet nicht unter Kontrolle
hat."
Generalleutnant Thomas Kelly, Operationschef des Vereinigten Stabes
im Golfkrieg 9
Behauptung
"Der Golfkrieg beweist, dass Israels Forderung
nach verteidigungsfähigen Grenzen in einer Ära von Missiles
und Langstreckenbombern, die innerhalb von Minuten riesige Gebiete überqueren
können, unrealistisch ist."
Tatsache
Die Geschichte hat gezeigt, dass ein Land nicht durch
Luftangriffe zu besiegen ist. Länder werden durch Bodentruppen
erobert, die Gebiete erobern und besetzen. Das jüngste Beispiel
dafür war die Invasion des Irak in Kuwait, bei der Kuwait innerhalb
von Stunden überrollt und besetzt wurde. Obwohl die multinationalen
Streitkräfte den Irak fast sechs Wochen lang bombardierten, wurde
Kuwait erst befreit, als die Truppen der Alliierten in den letzten Kriegstagen
im Land einmarschierten. Verteidigungsfähige Grenzen sind deshalb
nur solche Grenzen, die es erlauben, Bodenangriffen zuvorzukommen oder
sie zu verhüten.
Wenn Israel sich hinter die alten Grenzen von 1967
zurückzöge, wie es die arabischen Staaten verlangen, wäre
das geradezu eine Einladung für potenzielle Aggressoren, den jüdischen
Staat anzugreifen - wie es vor 1967 in regelmäßigen Abständen
geschah. Israel würde sein weit gespanntes Frühwarnnetz in
den Bergen von Judäa und Samaria verlieren. Wenn diese Berge dann
noch unter die Kontrolle eines feindlichen Nachbarstaates gerieten,
könnte Israel sehr schnell zweigeteilt werden: Es sind hier nur
noch knapp 25 Kilometer bis zum Mittelmeer - durch ein Gelände,
das keine größeren Schwierigkeiten bietet.
An den schmalsten Stellen verläuft die Grenze
von 1967 nur knapp zehn Kilometer von der Mittelmeerküste, knapp
18 Kilometer von Tel Aviv, 16 Kilometer von Beersheba, knapp 34 Kilometer
von Haifa und einen Steinwurf von Jerusalem entfernt.
Im Jahr 1989 schrieb das Jaffee Center For Strategic
Studies, eine israelische Ideenschmiede, die dem Lager der "Tauben"
zugerechnet wird:
"Die Einführung von Boden-Boden-Raketen in die Kampfarena
wirft manchmal die Frage auf, ob flächendeckende strategische Konzepte
und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen in dieser Ära überhaupt
noch von Bedeutung sind. Die Antwort ist ein eindeutiges Ja. Frühwarnstationen
und die Stationierung von Boden-Luft-Raketen können uns die Zeit
verschaffen, die nötig ist, um Bombenalarm auszulösen und
die Bevölkerung aufzufordern, sich vor einem Raketenangriff in
Sicherheit zu bringen. Eventuell ermöglichen sie es sogar, feindliche
Raketen in der Luft abzufangen."
Die Studie schloss mit den Worten:
"Solange solche Raketen mit konventionellen Sprengköpfen bestückt
sind, können sie schmerzliche Verluste und Schäden verursachen,
aber sie können nicht über den Ausgang eines Kriegs entscheiden."10
In einem aus dem Jahr 1967 stammenden Bericht des
amerikanischen Generalstabs an das Verteidigungsministerium stand, dass
Israel sich im äußersten Fall auf eine Verteidigungslinie
entlang der Achse Bardala-Tuba-Nablus-Bira-Jerusalem und von dort weiter
zum Toten Meer zurückziehen könne. Diese Linie würde
den schmalsten Teil Israels ein Stückchen erweitern und zusätzliches
Gebiet für die Verteidigung Tel Avivs schaffen.
Der Bericht befürwortete darüber hinaus die Wiedervereinigung
Jerusalems unter israelischer Kontrolle. Um Jerusalem verteidigen zu
können, so schlossen die Stabschefs, müsse Israel seine Grenze
"in den Osten der Stadt" verlagern.11
"Einem Texaner gehen beim
ersten Besuch in Israel gleichsam die Augen auf. An der schmalsten Stelle
sind es nur knapp 13 Kilometer vom Mittelmeer bis zu den alten Waffenstillstandslinien:
das ist weniger als vom einen Ende in Dallas bis zum anderen. Innerhalb
der alten Grenzen von 1967 ist ganz Israel nur etwa sechs Mal so groß
wie die King Ranch bei Corpus Christi."
Präsident George W. Bush 12
1 Ägypten erhielt die Unabhängigkeit 1922; der Libanon 1946;
Jordanien und Syrien ebenfalls 1946. Viele Golfstaaten wurden erst nach
Israel unabhängig: Kuwait 1961; Bahrain 1970; die Vereinigten Arabischen
Emirate 1971 und Qatar ebenfalls 1971.
2 Al-Jazira, 17. Januar 1982.
3 Washington Jewish Week, 6. Juli 1989.
4 Netanel Lorch: One Long War; Jerusalem: Keter 1976, S. 106-110.
5 Anne Sinai und Allen Pollack: The Syrian Arab Republik; NY: American
Academic Association for Peace in the Middle East 1976, S. 117.
6 Lorch, S. 111.
7 Sinai und Pollack, S. 130-31.
8 Near East Report, 29. Januar 1982.
9 Jerusalem Post, 7. November 1991.
10 Israel's Options for Peace; Tel Aviv: The Jaffee Center for Strategic
Studies 1989, S. 171-72.
11 Memorandum für das Verteidigungsministerium, 29. Juni 1967,
zitiert in: Michael Widlanski: Can Israel Survive a Palestinian State?;
Jerusalem: Institute for Advanced Strategic and Political Studies 1990,
S. 148.
12 Rede vor dem American Jewish Committee, 3. Mai 2001.