Behauptung
"Auf
keinen Fall kann Israel die Invasion des Libanon im Jahr 1982 und den
Militäreinsatz gegen eine schlecht ausgerüstete PLO als einen
Verteidigungskrieg ausgeben."
"Die PLO stellte niemals eine wirkliche Bedrohung
für Israel dar. Zum Zeitpunkt des israelischen Angriffs hatte die
PLO das Waffenstillstandsabkommen bereits jahrelang eingehalten."
"Die PLO ließ den Libanesen ihre Würde und behandelte
sie mit Respekt."
"Israels Invasion im Südlibanon forderte 10000 Tote und machte
600000 Menschen obdachlos."
"Die PLO war im Sommer 1982 bereit, Beirut aufzugeben, um der Zivilbevölkerung
weitere Angriffe zu ersparen, doch Israel ging nicht darauf ein."
"Die Verantwortung für das Massaker an Tausenden unschuldiger
palästinensischer Flüchtlinge in Sabra und Shatila liegt bei
Israel."
"Die israelischen Invasionen des Libanon in den Jahren 1978 und
1982 und die anschließende Besetzung libanesischen Territoriums
sind ein Beweis für Israels aggressive Absichten."
"Israel hat die Forderung der Vereinten Nationen, sich vollständig
aus dem Libanon zurückzuziehen, noch nicht erfüllt, da es
nach wie vor Shebaa Farms besetzt hält."
"Israel hat einen nicht provozierten Angriff gegen die UN-Friedenstruppen
im Libanon geführt."
"Syrien war eine stabilisierende, positive Größe im
Libanon. Es hat die Souveränität und Unabhängigkeit des
libanesischen Staates stets respektiert."
"Syrien hat alles in seiner Macht Stehende getan, um die Terroristen
im Libanon davon abzuhalten, den Frieden in der Region zu gefährden."
"Syrien hat lediglich auf Bitten der Arabischen Liga im Libanon
interveniert."
"Israel lehnte die Freilassung von Kriegsgefangenen ab, während
Syrien und der Libanon ihre gefangenen Soldaten unverzüglich freiließen."
"Die Entführung von Scheich Abdul Karim Obeid durch Israel
im Jahr 1989 verlängerte das Geiseldrama und hatte darüber
hinaus den Tod von Lieutenant Colonel William Higgins zur Folge, einer
Geisel, die aus Rache hingerichtet wurde."
"Die israelischen Angriffe auf den Libanon sind ein Beweis für
Israels aggressive Grundhaltung und seine Entschlossenheit, das besetzte
libanesische Territorium nicht mehr aufzugeben."
Behauptung
"Auf keinen Fall kann Israel die Invasion des Libanon im Jahr 1982
und den Militäreinsatz gegen eine schlecht ausgerüstete PLO
als Verteidigungskrieg ausgeben."
Tatsache
Als israelische Streitkräfte im Juni 1982 im Libanon einmarschierten,
hatte die PLO das Leben in Nordisrael durch ihre wiederholten Angriffe
israelischer Städte unerträglich gemacht.
Insgesamt lebten 15000 - 18000 PLO-Mitglieder in über den ganzen
Libanon verteilten Lagern. Etwa 5000- 6000 PLO-Anhänger waren Söldner
aus Ländern wie Libyen, Irak, Indien, Sri Lanka, dem Tschad und
Mosambique.1 Bei der Invasion entdeckten die israelischen
Truppen im Libanon genügend Waffen, um fünf Brigaden damit
auszurüsten.2 Das Arsenal der PLO umfasste Granatwerfer,
Katjuscha-Raketen, ein ausgedehntes Flugabwehrnetz und Hunderte von
T-34-Panzern.3 Syrien sah nicht nur tatenlos zu, wie der
Libanon zum Sammelbecken für die PLO und andere terroristische
Vereinigungen wurde, sondern stationierte zusätzlich Boden-Luft-Raketen
im Land und erhöhte damit die Gefahr für Israel.
Israelische Vergeltungsschläge und Blitzangriffe hatten nichts
gegen das Anwachsen dieser PLO-Armee auszurichten vermocht. Israel war
jedoch nicht willens, weitere tödliche Schläge gegen die Zivilbevölkerung
abzuwarten, ehe es etwas gegen die Terroristen unternahm.
Behauptung
"Die PLO stellte niemals eine wirkliche Bedrohung für Israel
dar. Zum Zeitpunkt des israelischen Angriffs hatte die PLO das Waffenstillstandsabkommen
bereits jahrelang eingehalten."
Tatsache
Die PLO hatte wiederholt gegen das Waffenstillstandsabkommen vom Juli
1981 verstoßen. In den elf Monaten nach Vertragsabschluss kam
es nach israelischen Angaben zu 270 Terroranschlägen in Israel,
der Westbank, im Gazastreifen und entlang der libanesischen und jordanischen
Grenze. Bei diesen Angriffen starben 29 Israelis, über 300 wurden
verletzt.4 Die Situation in Galiläa wurde unhaltbar,
als die Häufigkeit der Angriffe zunahm und damit Tausende von Einwohnern
zwang, aus ihren Häusern zu fliehen oder einen Großteil ihrer
Zeit in Luftschutzbunkern zu verbringen. Israel führte in dieser
Zeit immer wieder Vergeltungsschläge gegen PLO-Stützpunkte
im Libanon durch.
Auf einen solchen israelischen Vergeltungsschlag vom 4. und 5. Juni
1982 antwortete die PLO mit massivem Artillerie- und Granatfeuer auf
zivile Ziele in Galiläa. Daraufhin marschierten am 6. Juni die
israelischen Streitkräfte im Libanon ein, um die Terroristen aus
dem Land zu vertreiben.
Der ehemalige amerikanische Außenminister Henry Kissinger verteidigte
das israelische Vorgehen:
"Kein souveräner Staat kann den Aufbau einer starken militärischen
Kraft entlang seiner Grenzen tolerieren, wenn es das erklärte Ziel
dieser Kraft ist, ihn zu vernichten, und wenn dieses Ziel mit regelmäßig
wiederkehrenden Bombenangriffen und Terroranschlägen verfolgt wird."5
"Was den Libanon angeht, so liegt auf der Hand,
dass wir und Israel dasselbe wollen - ein Ende der Gewalt und einen
souveränen, unabhängigen libanesischen Staat",
sagte Präsident Reagan am 21. Juni 1982.
"Wir sind uns einig, dass Israel der Gewalt aus dem Norden nicht
länger ausgesetzt werden darf."
Die israelische Armee stieß im Libanon auf Dokumente, die belegen,
dass verschiedene terroristische Gruppen bereits detaillierte Pläne
für den Beschuss nordisraelischer Städte ausgearbeitet hatten.
Das Folgende sind Übersetzungen zweier solcher Dokumente, die in
PLO-Quartieren in Sidon gefunden wurden. Beide sind im Juli 1981 datiert:
Name des Ziels: Kiryat Shemona.
Anzahl der Salven: 17 Schuss in zwei Teilen, jeweils 120 mm
Beauftragte Einheit: Artillerie der Vereinigten Streitkräfte des
Südens
An: El-Haj Ismail
Mit revolutionärem Gruß!
Der Oberste Militärrat hat beschlossen, sich
auf die Zerstörung von Kiryat Shemona, Metullah, Dan, Shear Yashuv
und Nahariya und Umgebung zu konzentrieren.
Kiryat Shemona: wird unter alle Züge aufgeteilt
und mit verbesserten "Grad"-Granaten beschossen.
Metullah: wird mit 160 mm-Granatwerfern (Palästinensische Befreiungsfront
As-Saiqa) beschossen.
Nahariya und Umgebung werden mit 130 mm-Geschossen angegriffen; Artillerie
Batallion 1.
Dan und Shear Yashuv: fallen unter die Verantwortlichkeit des östlichen
Sektors.
Revolution bis zum Sieg! 6
Behauptung
"Die PLO ließ den Libanesen ihre Würde und behandelte
sie mit Respekt."
Tatsache
Für die arabischen Einwohner des Südlibanon
war die PLO-Herrschaft ein Albtraum. Nachdem König Hussein die
PLO im Jahr 1970 aus Jordanien vertrieben hatte, waren viele ihrer Kader
in den Libanon gegangen. Sie besetzten ganze Landstriche, terrorisierten
die Bevölkerung und maßten sich Regierungsvollmachten an.
Am 14. Oktober 1976 erklärte der libanesische Botschafter Edward
Ghorra vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen, dass die PLO
sein Land ins Verderben stürze: "Palästinensische Elemente,
die verschiedenen ... Organisationen angehören, haben Libanesen
- und auch Ausländer - entführt, gefangen gehalten, verhört,
gefoltert und in manchen Fällen sogar getötet" (New York
Times, 15. Oktober 1976).
Die Journalisten Rowland Evans und Robert Novak, die
sich keineswegs durch eine besonders israel-freundliche Haltung auszeichnen,
erklärten nach einer Rundreise durch den Südlibanon und Beirut,
dass "Israels Behauptung, die PLO sei von Gewaltverbrechern und
Abenteurern unterwandert", ganz offenbar von den Tatsachen gestützt
werde (Washington Post, 25. Juni 1982).
Die beiden sprachen mit einem Arzt, dessen Anwesen
die PLO ohne Entschädigung enteignet und zum Militärdepot
umfunktioniert hatte. "Sie fragen, ob wir die Israelis mögen",
sagte er. "Verglichen mit der Hölle, die wir vorher im Libanon
hatten, sind die Israelis unsere Brüder." Andere Libanesen
- Christen wie Muslime - berichteten Ähnliches.
Viele Libanesen erzählten entsetzliche Geschichten von Vergewaltigung,
Verstümmelung und Mord, die von PLO-Streitkräften begangen
wurden. Die PLO "brachte die Leute um und warf die Leichname in
die Innenhöfe. Manche von ihnen waren verstümmelt, mit abgeschnittenen
Gliedern. Aus Angst, dass es uns wie ihnen ergehen könnte, haben
wir uns nicht mehr auf die Straße getraut", sagten zwei arabische
Frauen aus Sidon. "Wir wagten nicht, an den Strand zu gehen, weil
sie uns mit der Waffe in der Hand belästigten." Die Frauen
bezogen sich auf einen Zwischenfall kurz vor der israelischen Invasion,
bei dem PLO-Mitglieder eine Frau vergewaltigt und ermordet und ihre
Leiche neben einem berühmten Denkmal abgeladen hatten. Ein Bild
des verstümmelten Leichnams des Opfers war in der Lokalzeitung
veröffentlicht worden.7
Dr. Kalil Torbey, ein bekannter libanesischer Chirurg,
äußerte gegenüber einem amerikanischen Journalisten,
er werde häufig "mitten in der Nacht gerufen, um den Opfern
von PLO-Folterungen erste Hilfe zu leisten. Ich behandelte Männer,
denen bei Verhören die Hoden abgeschnitten worden waren. Sehr oft
waren die Opfer Muslime. Ich sah Männer - lebendige Männer
-, die mit den Füßen an Autos festgebunden und in hohem Tempo
durch die Straßen geschleift wurden."8
Der New-York-Times-Korrespondent David Shipler schrieb
nach einem Besuch in Damour, einem christlichen Dorf in der Nähe
von Beirut, das seit 1976, als Palästinenser und libanesische Radikale
die Stadt überfielen und Hunderte von Einwohnern massakrierten,
von der PLO besetzt gehalten wurde, die Stadt sei in einen Militärstützpunkt
verwandelt worden und ihre Kirchen würden als Festungen und Waffenlager
benutzt (New York Times, 21. Juni 1982).
Als die israelischen Truppen die PLO im Juni 1982 aus
Damour vertrieben hatten, verkündete Ministerpräsident Menachem
Begin, dass die christlichen Einwohner der Stadt zurückkehren und
den Ort wieder aufbauen dürften. Die Rückkehrer fanden ihre
ehemaligen Häuser mit aufgesprühten palästinensischen
Slogans, Fatah-Flugblättern und Postern von Jassir Arafat verschandelt
vor. Sie erzählten Shipler, wie froh sie seien, dass Israel sie
befreit habe.
"Weg von Damour fühlte ich mich wie tot.
Jetzt, wo ich wieder da bin, bin ich glücklich", sagte Walid
Azzi, 27, dessen Haus zerstört worden war. "Die Israelis sind
unsere Freunde, und ich hoffe, sie bleiben noch einige Zeit bei uns."9
Behauptung
"Israels Invasion im Südlibanon forderte 10000 Tote und machte
600000 Menschen obdachlos."
Tatsache
"Wer wie viele Journalisten und Vertreter von Hilfsorganisationen
die Möglichkeit hatte, den Südlibanon zu bereisen und die
Lage mit eigenen Augen zu sehen, der weiß, dass die ursprünglichen
Angaben von 10000 Toten und 600000 Menschen ohne Obdach ... extreme
Übertreibungen waren", schrieb David Shipler von der New York
Times, ein scharfer Kritiker des israelischen Vorgehens.10
Die Zahl von 600000 Vertriebenen wurde Mitte Juni 1982
vom palästinensischen Roten Halbmond in Umlauf gebracht, dessen
Leitung Jassir Arafats Bruder Fathi hatte. Francesco Noseda vom Internationalen
Roten Kreuz, der anfangs die falsche Zahl übernommen hatte, stellte
sie später richtig. Die Washington Post berichtete daraufhin, dass
Noseda die tatsächliche Zahl der Menschen, die ihre Heimat verloren
hatten, nun mit 200000 angegebe. Noseda erklärte jedoch, dass auch
diese Zahl noch stark gesunken sei, seit die Kämpfe aufgehört
hatten. In einem Interview bestritt Noseda ausdrücklich, dass sein
Büro für die Angabe von 10000 Toten verantwortlich zeichne.11
Andererseits hätte es, wenn die PLO den Südlibanon nicht als
Stützpunkt für ihre Anschläge und Überfälle
auf Israel benutzt hätte, gar keine Toten und Flüchtlinge
gegeben.
Behauptung
"Die PLO war im Sommer 1982 bereit, Beirut aufzugeben, um der Zivilbevölkerung
weitere Angriffe zu ersparen, doch Israel ging nicht darauf ein."
Tatsache
Über einen Monat lag zeigte die PLO sich völlig unnachgiebig
und versuchte, ihre militärische Niederlage in einen politischen
Sieg umzumünzen. Arafat erklärte zwar, er sei "im Prinzip"
bereit, Beirut zu verlassen, weigerte sich dann aber, in ein anderes
Land zu gehen. Gleichzeitig versuchte er, die Vereinigten Staaten zur
Anerkennung der PLO zu drängen. Während der gesamten Belagerung
verschanzte sich die PLO hinter unbeteiligten Zivilisten und setzte
darauf, dass Israel, wenn es angriff, von der internationalen Gemeinschaft
verurteilt würde. Diese Rechnung ging auf.
Mitte Juni hatten die israelischen Truppen zwischen
6000 und 9000 Terroristen eingekesselt, die Stellungen inmitten der
Zivilbevölkerung von Westbeirut bezogen hatten. Um Opfer unter
den Zivilisten zu vermeiden, stimmte Israel einem Waffenstillstand zu,
in der Hoffnung, dass es dem amerikanischen Vermittler - Botschafter
Philip Habib - gelingen würde, einen friedlichen Abzug der PLO
aus dem Libanon zu erwirken. Zum Beweis seines Entgegenkommens wollte
Israel den PLO-Kämpfern sogar gestatten, Beirut mit ihren persönlichen
Waffen zu verlassen.12 Doch die PLO hörte nicht auf,
Forderungen zu stellen.
Wochenlang sprach sie von Rückzug, knüpfte diesen jedoch ständig
an Bedingungen, die unmöglich zu erfüllen waren. Dabei verfolgte
sie eine Taktik gezielt lancierter Verstöße gegen die Waffenruhe,
mit dem Ziel, Israel Verluste zuzufügen und israelische Vergeltungsschläge
zu provozieren, sodass der israelischen Armee die Schuld am Abbruch
der Verhandlungen und an Angriffen auf harmlose Zivilisten gegeben wurde.
"Die Israelis bombardierten Gebäude, die
nach außen völlig unauffällig wirkten, in denen jedoch,
wie sie von ihrem Geheimdienst erfahren hatten, PLO-Büros versteckt
waren", schrieb der Nahostbeobachter Joshua Muravchik. "Der
israelische Geheimdienst hatte außerdem Hinweise auf ein riesiges
Netz von Waffen- und Munitionslagern der PLO im Untergrund, das die
libanesische Armee später aushob. Die Israelis hofften zweifellos,
diese Lager mit ihren Bombardierungen zu zerstören und die Waffendepots
zur Explosion zu bringen. Die PLO hatte sowohl in feste Stellungen gebrachte
Artillerie als auch bewegliche Luftabwehrgeschütze, mit denen sie
auf die Israelis feuerten, um dann den Standort zu wechseln".13 Die Israelis schossen natürlich zurück, verfehlten aber manchmal
den Gegner und trafen unabsichtlich zivile Ziele.
Muravchik hat zahllose Beispiele von Falschmeldungen
in den Medien zusammengetragen, dass Israel zivile Ziele in Gebieten
bombardiert habe, in deren Nähe sich überhaupt keine militärischen
Ziele befanden. Im Juli wurden in einer Nacht sieben Botschaften in
Beirut von israelischen Granaten getroffen. Die NBC sendete einen Bericht
über den Vorfall, der die Behauptung der PLO, in dem betreffenden
Areal hätten sich keine militärischen Einrichtungen befunden,
für bare Münze zu nehmen schien. "Israel veröffentlichte
daraufhin Fotos, die bei Aufklärungsflügen gemacht worden
waren und zeigten, dass das Gebiet um die Botschaften mit Panzern, Granatwerfern,
schweren Maschinengewehren und Luftabwehrstellungen durchsetzt war."14
Behauptung
"Die Verantwortung für das Massaker an Tausenden unschuldiger
palästinensischer Flüchtlinge in Sabra und Shatila liegt bei
Israel."
Tatsache
Für die Massaker in den beiden in Beirut gelegenen Flüchtlingslagern
bei Beirut am 16. und 17. September 1982 war die libanesische christliche
Phalange-Miliz verantwortlich. Die israelischen Truppen hatten den Phalangisten
den Zutritt zu Sabra und Shatila gestattet, weil sie terroristische
Zellen ausheben sollten, die man dort vermutete. Schätzungen zufolge
hatten sich etwa 200 bewaffnete Männer in den zahllosen Bunkern
verschanzt, die die PLO im Laufe der Jahre in den Lagern errichtet und
mit großzügigen Munitionsvorräten versehen hatte.15
Als die israelischen Soldaten die Phalangisten aufforderten,
die Lager wieder zu verlassen, fanden sie Hunderte von Toten vor (Schätzungen
schwanken zwischen 460 - nach den Angaben der libanesischen Polizei
- und 700 bis 800 - nach Berechnungen des israelischen Geheimdienstes).
Unter den Toten befanden sich nach libanesischen Aussagen die Leichen
von 35 Frauen und Kindern. Die übrigen waren Männer: Palästinenser,
Libanesen, Pakistanis, Iraner, Syrier und Algerier. Diese Ermordeten
kamen zu den ca. 95000 Opfern hinzu, die der Bürgerkrieg im Libanon
in den Jahren 1975 bis 1882 bereits gefordert hatte.16
Der Grund für die Morde war Rache für die Ermordung des libanesischen
Präsidenten Bashir Gemayel und 25 seiner Anhänger, die wenige
Tage zuvor bei einem Bombenanschlag ums Leben gekommen waren.17
Israel hatte den Phalangisten den Zutritt zu den Lagern
im Rahmen eines Programms zur schrittweisen Rückgabe der Regierungsvollmachten
an die Libanesen gestattet und übernahm die volle Verantwortung
für diese Entscheidung. Die Kahan-Untersuchungskommission, die
auf Druck der israelischen Öffentlichkeit von der Regierung eingesetzt
wurde, kam zu dem Schluss, dass Israel indirekt für das Massaker
verantwortlich war, weil es die Möglichkeit gewalttätiger
Ausschreitungen durch die Phalangisten nicht einkalkuliert hatte. Israel
griff die Empfehlungen der Kommission auf, zu denen unter anderem die
Entlassung von Verteidigungsminister Ariel Sharon und General Raful
Eitan, des Oberbefehlshabers des Heeres, gehörte.
Die Kahan-Kommission war nach Aussage des ehemaligen
amerikanischen Außenministers Henry Kissinger
"ein großes Zugeständnis an die israelische Demokratie
... Es gibt nur wenige Regierungen auf der Welt, die die öffentliche
Untersuchung einer so problematischen und für sie selbst peinlichen
Angelegenheit zulassen würden."18
Während 300000 Israelis gegen die Morde demonstrierten,
kamen aus der arabischen Welt bemerkenswerterweise nur wenige oder gar
keine Proteste. Außerhalb des Nahen Ostens jedoch war die Empörung
über die Massaker groß. Die Phalangisten, die das Verbrechen
ja eigentlich begangen hatten, kamen dabei allerdings weitgehend ungeschoren
davon.
Im Mai 1985, als die muslimische Miliz die palästinensischen
Flüchtlingslager Schatila und Burj-el Barajneh angriff, gab es
dagegen kaum weltweite Proteste. Nach UN-Angaben wurden dabei 635 Menschen
getötet und 2500 verletzt. In dem sich über zwei Jahre hinziehenden
Kampf zwischen der von Syrien unterstützten schiitischen Amal-Miliz
und der PLO kamen über 2000 Menschen, darunter viele Zivilisten,
ums Leben, doch auch damals war kein Aufschrei der Öffentlichkeit
über das Verhalten der PLO oder der Syrer und ihrer Verbündeten
zu vernehmen. Und auch im Oktober 1990, als syrische Streitkräfte
christlich kontrollierte Gebiete im Libanon überrannten, schwieg
die internationale Öffentlichkeit. In dem acht Stunden währenden
Kampf wurden 700 Christen getötet - es war die schlimmste Schlacht
des ganzen Bürgerkriegs.19
Behauptung
"Die israelischen Invasionen des Libanon in den Jahren 1978 und
1982 und die anschließende Besetzung libanesischen Territoriums
sind ein Beweis für Israels aggressive Absichten."
Tatsache
Israel hat lange Zeit versucht, den Frieden an seiner Nordgrenze zu
wahren - ein Bemühen, das zum Scheitern verurteilt war, als der
Libanon immer stärker zum Sammelbecken terroristischer Gruppen
wurde. Im März 1978 fielen palästinensische Terroristen in
Israel ein. Sie ermordeten einen amerikanischen Touristen, der in der
Nähe des israelischen Strandes spazieren ging, und entführten
einen Bus mit Zivilisten. Während der Fahrt schossen sie aus den
Fenstern des Fahrzeugs. Als israelische Truppen dem Bus schließlich
den Weg abschnitten, eröffneten die Terroristen das Feuer. Bei
dem Überfall kamen 34 Geiseln ums Leben. Im Zuge eines Vergeltungsschlags
überquerten israelische Streitkräfte die libanesische Grenze
und nahmen Stellungen der Terroristen im Süden des Landes ein,
um die Terroristen von der Grenze zurückzudrängen. Die israelischen
Einheiten räumten das Gebiet nach zwei Monaten, um UN-Truppen Platz
zu machen. Doch auch sie konnten nicht verhindern, dass die Terroristen
die Region erneut infiltrierten und neue, noch gefährlichere Waffen
mitbrachten. Diese Eskalation der Gefahr führte schließlich
zur israelischen Invasion im Jahr 1982.
Jerusalem hatte wiederholt betont, dass Israel nicht
einen einzigen Zoll libanesischen Bodens in seinen Besitz bringen wollte
- eine Aussage, die durch den israelischen Rückzug aus dem Libanon
im Jahr 1985 bestätigt wurde. Lediglich in einem zwölf Kilometer
weit in den Südlibanon hineinragenden Streifen wurde eine kleine,
tausend Mann starke israelische Truppeneinheit stationiert, die die
Städte und Dörfer im Norden Israels vor Angriffen schützen
sollte. Israel bot wiederholt an, sich ganz aus dem Libanon zurückzuziehen,
sobald es gelang, an der Nordgrenze eine stabile, sichere Lage zu schaffen.
Am 24. Mai 2000 zog Israel seine gesamten Truppen auch
aus dem Südlibanon ab. Damit ging die 22-jährige israelische
Militärpräsenz im Libanon zu Ende. Alle israelischen Soldaten
und sämtliche Außenposten im Südlibanon wurden evakuiert.
Der israelische Rückzug erfolgte in Absprache mit den Vereinten
Nationen; Israel hat damit die ihm in der UN-Resolution 425 von 1978
auferlegten Verpflichtungen erfüllt.
In Israel hoffte man, dass die libanesische Regierung
nun Truppen an der Südgrenze des Landes stationieren würde,
die die Terroristen entwaffnen und für Ordnung sorgen würden,
doch bisher ist - trotz scharfer Kritik von Seiten der Vereinigten Staaten,
der Vereinten Nationen und Israels - nichts Derartiges geschehen.20 Die Hisbollah darf weiterhin ungestört agieren und Israels Nordgrenze
bedrohen.
Behauptung
"Israel hat die Forderung der Vereinten Nationen, sich vollständig
aus dem Libanon zurückzuziehen, noch nicht erfüllt, da es
nach wie vor Shebaa Farms besetzt hält."
Tatsache
Entgegen dem Urteil der Vereinten Nationen, dass Israel sich vollständig
aus dem Südlibanon zurückgezogen hat,21 sind die Hisbollah
und die libanesische Regierung der Ansicht, Israel halte nach wie vor
libanesisches Territorium im Osten des Berges Dov besetzt, und zwar
einen etwa 150 Quadratkilometer großen, weitgehend unbewohnten
Landstrich namens Shebaa Farms. Diese Behauptung liefert der Hisbollah
einen Vorwand, ihre Kampfhandlungen gegen Israel fortzusetzen. Nach
der Entführung dreier israelischer Soldaten in dem betreffenden
Gebiet erklärte sie, die Männer seien auf libanesischem Boden
gefangen genommen worden.
"Sie sagen uns nichts, und wir wissen von nichts",
kommentierte der libanesische Verteidigungsminister Khalil Hrawi die
Versuche der Hisbollah, Shebaa Farms aus israelischer Hand zu "befreien".
"Die Widerstandsbewegung kann auf eine Weise agieren, die einer
Regierung verwehrt ist. Unsere Regierung möchte nicht den Eindruck
erwecken, als ginge sie ungesetzlich vor ... Wir hier im Norden machen
die Gesetze, doch jenseits eines bestimmten Punktes im Süden sind
keine Streitkräfte stationiert, und die Hisbollah handelt völlig
auf eigene Faust."22
Israel hat eine Reihe von Beobachtungsposten an strategischen
Punkten in den Bergen eingerichtet und bleibt bei seiner Überzeugung,
dass es sich um ursprünglich syrisches Gebiet handelt. Die Syrer
unterstützen natürlich die Auffassung der Hisbollah. Nach
Einschätzung der Washington Post profitieren alle arabischen Parteien
gleichermaßen von dieser Kontroverse. "Für Syrien bedeutet
das, dass es sich weiterhin der Hisbollah bedienen kann, um die Israelis
zu provozieren; dem Libanon liefert die Situation einen Vorwand, in
bestimmten Fragen - wie etwa bei der Freilassung libanesischer Kriegsgefangener,
die sich noch in israelischen Gefängnissen befinden - Druck auszuüben.
Für die Hisbollah ist sie ein Grund, ihre Miliz weiter unter Waffen
zu halten und mit ihr zu agieren, und ganz allgemein stellt sie eine
höchst willkommene neue Angriffsfläche für eine Widerstandsbewegung
dar, die sonst nichts mehr hätte, wogegen sie kämpfen könnte."23
Behauptung
"Israel hat einen nicht provozierten Angriff gegen die UN-Friedenstruppen
im Libanon geführt."
Tatsache
Im April 1995 starteten die israelischen Verteidigungsstreitkräfte
die Operation "Früchte des Zorns", die der Bombardierung
der Nordgrenze Israels durch die Hisbollah ein Ende machen sollte. Dabei
traf die israelische Artillerie versehentlich einen Stützpunkt
der Vereinten Nationen in Kafr Kana. Bei dem Angriff kamen fast hundert
Zivilisten ums Leben. Dieser tragische Zwischenfall führte zur
Schaffung einer Beobachtergruppe, bestehend aus amerikanischen, französischen,
syrischen und libanesischen Vertretern, die unprovozierte Angriffe auf
die Zivilbevölkerung verhindern und dafür Sorge tragen sollte,
dass Terroristen sich nicht hinter Zivilisten verschanzen können.
Behauptung
"Syrien war eine stabilisierende, positive Größe im
Libanon. Es hat die Souveränität und Unabhängigkeit des
libanesischen Staates stets respektiert."
Tatsache
Damaskus blickt auf eine lange, blutige Geschichte der Einmischung in
die Angelegenheiten des Libanon zurück und hat zu keiner Zeit ein
Hehl daraus gemacht, dass es sich den schwächeren Nachbarn gern
einverleiben möchte. Seit der Gründung des heutigen Staates
Libanon im Jahr 1920 "haben die meisten Syrer immer noch nicht
akzeptiert, dass der Libanon ein souveräner, unabhängiger
Staat ist".24 Der Ausbruch des libanesischen Bürgerkriegs
im Jahr 1975 gab Damaskus Gelegenheit, seine Überzeugung, dass
der Libanon und Syrien zusammen gehören, durch Taten zu untermauern.
1976 mischte sich Syrien zu Gunsten der libanesischen Christen in den
libanesischen Bürgerkrieg ein. 1978 hatte es dann die Seiten gewechselt
und unterstützte nun eine Koalition linksgerichteter Palästinenser,
Drusen und Muslime gegen die Christen. Schließlich besetzten syrische
Truppen zwei Drittel des Libanon. Die Tatsache, dass Syrien Boden-Luft-Raketen
im Libanon stationierte und zuließ, dass die PLO und anderer terroristische
Gruppen von libanesischem Boden aus Überfälle und Anschläge
auf Israel unternahmen, war schließlich einer der Auslöser
des Libanonkriegs von 1982.25
In der ersten Woche der Operation "Frieden für
Galiläa", mit der Israel im Juni 1982 begann, wurden auch
syrische Truppen in die Kämpfe mit den israelischen Streitkräften
verwickelt. Die Israelis zerstörten oder beschädigten 18 der
19 syrischen Raketenbatterien und schossen an einem einzigen Tag 29
syrische Kampfflugzeuge ab, ohne selbst auch nur ein einziges Flugzeug
zu verlieren. Für den Rest des Krieges vermieden Syrien und Israel
sorgfältig jeden weiteren Zusammenstoß.
Doch Syrien fand andere Möglichkeiten, Israel zu schaden. 1982
ermordeten syrische Geheimagenten den libanesischen Präsidenten
Bashir Gemayel, der sich um Frieden mit Israel bemühte. Zwei Jahre
später zwang Syrien Präsident Amin Gemayel, den Bruder Bashirs,
zum Bruch eines Friedensvertrags mit Israel, den er ein Jahr zuvor unterzeichnet
hatte.26
Dabei blieben Syriens Aktivitäten nicht auf Israel
beschränkt, sondern richteten sich ganz allgemein gegen den Westen.
Im April 1983 bombardierten Hisbollah-Terroristen, die von syrisch kontrolliertem
Gebiet aus operierten, die amerikanische Botschaft in Beirut; dabei
kamen 49 Menschen ums Leben und 120 wurden verletzt. Sechs Monate später
steuerten Hisbollah-Terroristen zwei mit Sprengstoff beladene Lastwagen
in amerikanische und französische Militärbaracken in der Nähe
von Beirut; dabei wurden 241 Amerikaner und 56 französische Soldaten
getötet.
1985 begann die Hisbollah in Beirut und anderen libanesischen
Städten mit der Entführung westlicher Touristen auf offener
Straße. Von Anfang an war klar, dass die Syrer und ihre iranischen
Kollaborateure jederzeit die Freilassung der westlichen Geiseln hätten
anordnen können. So befahlen die Syrer zum Beispiel die Freilassung
eines Franzosen, der im August 1991 entführt wurde, was auch innerhalb
weniger Tage geschah. Die meisten Geiseln wurden im Bekaa-Tal oder in
den Vorstädten von Beirut gefangen gehalten. Beide Gebiete werden
von Syrien kontrolliert.
Zwischen 1985 und 1988 töteten schiitische Amal-Milizen,
die eng mit Syrien verbunden sind, bei Angriffen auf palästinensische
Flüchtlingslager Hunderte von Zivilisten.
Im Oktober 1990, als die Aufmerksamkeit des Westens ganz auf Kuwait
gerichtet war, stürmten syrische Truppen die Festung des christlichen
Rebellengenerals Michel Aoun in Beirut. Dabei forderte nicht nur der
Überfall selbst viele Opfer, sondern es wurden auch noch etwa 700
Personen ermordet.27 Mit diesem Blitzschlag löschte
Damaskus die einzige noch verbliebene Bedrohung für seine Hegemonie
im Libanon aus.
Am 22. Mai 1991 reiste der libanesische Präsident
Elias Hrawi nach Damaskus, um einen "Vertrag der Brüderschaft,
Kooperation und Koordination" mit dem syrischen Präsidenten
Hafez Assad zu unterzeichnen. In dem Abkommen heißt es, dass Syrien
dem Libanon "Souveränität und Unabhängigkeit"
zusichert - allerdings hat Damaskus die Erlaubnis, eine Besatzungsarmee
im Land zu belassen.
Eine Äußerung des Verteidigungsministers
Mustafa Tlas warf mehrere Wochen vor der Unterzeichnung des Vertrags
ein Streiflicht auf Syriens tatsächliche Absichten. Tlas sagte
voraus, dass "bald, auf jeden Fall noch in unserer Generation",
eine Vereinigung der beiden Ländern erreicht würde (al-Hayat,
9. Mai 1991).
Syrien billigt nicht nur die terroristischen Aktivitäten im Libanon,
es ist auch in den Drogenhandel im Bekaa-Tal verwickelt. Das amerikanische
Außenministerium hat Syrien wiederholt heftig kritisiert, weil
es sich weigert, Drogen-Kontrollen durchzusetzen und jede Form eines
gemeinsamen Vorgehens gegen Drogen mit den Amerikanern ablehnt.28
Behauptung
"Syrien hat alles in seiner Macht Stehende getan, um die Terroristen
im Libanon davon abzuhalten, den Frieden in der Region zu gefährden."
Tatsache
Die Hisbollah erhält finanzielle Unterstützung und Waffen
aus dem Iran, in der Regel über Damaskus. Ursprünglich auf
Katjuscha-Raketen-Angriffe auf Nordisrael und auf Überfälle
aus dem Hinterhalt auf israelische Truppen in der Sicherheitszone spezialisiert,
hat sie in den letzten Jahren zunehmend Angriffe auf israelische Zivilisten
verübt.
Nach wie vor lässt die von Syrien unterstützte libanesische
Armee ein entschlossenes Vorgehen gegen die Hisbollah und andere terroristische
Organisationen wie die Volksfront für die Befreiung Palästinas
(PFLP), die Volksfront für die Befreiung Palästinas-Generalkommando
(PFLP-GC) und die Demokratische Front für die Befreiung Palästinas
(DFLP) vermissen, die allesamt Stützpunkte im von Syrien kontrollierten
Bekaa-Tal im Osten Libanons haben.
Syrien hat diesen Organisationen stets uneingeschränkten
Rückhalt geboten. Nach seiner Unterstützung für terroristische
Organisationen wie der Hisbollah befragt, antwortete Assad, sie seien
leidenschaftliche "Patrioten und Kämpfer für die Freiheit
und Unabhängigkeit ihres Landes ... solche Menschen darf man nicht
als Terroristen bezeichnen".29
Nach Ansicht von Nahostbeobachtern benutzt Syrien die Terroristen, um
ein gewisses Maß an Gewalt in der Region aufrechtzuerhalten und
Druck auf die Israelis auszuüben, die durch diese Zermürbungstaktik
zu neuen Verhandlungen über die Golanhöhen bewegt werden sollen.
Behauptung
"Syrien hat lediglich auf Bitten der Arabischen Liga im Libanon
interveniert."
Tatsache
Syrien hatte bereits Truppeneinheiten in den Libanon verlegt, bevor
die Arabische Liga ihre Zustimmung dazu gab. Damaskus intervenierte
im April 1976, nachdem der libanesische Drusenführer Kemal Jumblatt
die Forderung des syrischen Präsidenten Hafez Assad nach einem
Waffenstillstand ablehnte. Jumblatts Weigerung, die Angriffe auf libanesische
Christen einzustellen, lieferte Assad den Vorwand, den er brauchte,
um im Libanon einzumarschieren.
Im Juni 1976 berief die Arabische Liga eine Versammlung
ein, bei der sich Syrien, Libyen, Saudi-Arabien und der Sudan bereit
erklärten, Truppen in den Libanon zu entsenden, "um den Frieden
durchzusetzen". Assad schickte daraufhin weitere syrische Truppen
ins Land, während der Beitrag anderer Staaten in dieser Hinsicht
eher symbolisch blieb.30 Die "Billigung" der Arabischen
Liga war in Wirklichkeit nichts anderes als die Anerkennung eines fait
accompli.
Behauptung
"Israel lehnte die Freilassung von Kriegsgefangenen ab, während
Syrien und der Libanon ihre gefangenen Soldaten unverzüglich freiließen."
Tatsache
Der Libanon und Syrien haben gefangen genommene israelische Soldaten
regelmäßig misshandelt. Es ist außerdem äußerst
schwierig für Israel, Informationen über seine Kriegsgefangenen
zu erhalten, und die Libanesen und Syrer verweigern in der Regel selbst
dem Roten Kreuz den Zutritt zu den Gefangenen. Häufig werden sogar
noch die Leichname von Israelis als Geiseln behalten und bei Verhandlungen
als Tauschware eingesetzt. So ließ Israel zum Beispiel im September
1991 fast 100 libanesische Schiiten frei und erhielt im Austausch dafür
die sterblichen Überreste von vier israelischen Soldaten, die im
Libanon getötet worden waren.
1986 stürzte der Pilot Ron Arad mit dem Flugzeug
ab und wurde von schiitischen Terroristen gefangen genommen. Im Austausch
gegen Informationen über ihn bot Israel die Freilassung von Hunderten
libanesischer Kriegsgefangener an, doch die Hisbollah lehnte jede Kooperation
ab. Arad gilt seither als vermisst.
Am 7. Oktober 2000 wurden drei israelische Soldaten
- Sergeant Adi Avitan, Stabsergeant Benyamin Avraham und Stabssergeant
Omar Sawaid - während eines Kontrollgangs auf der Südseite,
also der israelischen Seite, der isralisch-libanesischen Grenze von
der Hisbollah entführt. Am 16. Oktober gab die Hisbollah bekannt,
dass sie einen israelischen Bürger namens Elhanan Tenenboim in
ihrer Gewalt habe, von dem man geglaubt hatte, dass er auf einer privaten
Geschäftsreise in Europa entführt worden sei.
Die vier Israelis werden seit ihrer Entführung von der Außenwelt
isoliert an einem unbekannten Ort gefangen gehalten. Die Entführer
verweigern dem Internationalen Roten Kreuz und anderen karitativen Einrichtungen
die Erlaubnis, sie zu besuchen und sich über ihren Gesundheitszustand
und die Bedingungen, unter denen sie gefangen gehalten werden, zu unterrichten.
Behauptung
"Die Entführung von Scheich Abdul Karim Obeid durch Israel
im Jahr 1989 verlängerte das Geiseldrama und hatte darüber
hinaus den Tod von Lieutenant Colonel William Higgins zur Folge, einer
Geisel, die aus Rache hingerichtet wurde."
Tatsache
Lieutenant Colonel William Higgins, ein Marineoffizier bei den UN-Friedenstruppen
im Libanon, wurde von der libanesischen schiitischen Terroristenvereinigung
Hisbollah entführt und ermordet. Die Mitschuld daran tragen der
Iran und Syrien - Länder, die den Terroristen Zuflucht gewähren.
"Wir sollten nicht aus den Augen verlieren, dass
nicht etwa die Vereinigten Staaten für die Ermordung verantwortlich
waren, und auch nicht Israel", sagte Botschafter Paul Bremer, der
ehemalige Leiter der Antiterrorismus-Abteilung des Außenministeriums,
"sondern eine Mörderbande im Südlibanon."31
Die Gefangennahme von Scheich Obeid, der als Drahtzieher der Entführung
mehrerer israelischer Soldaten gilt, darf auf keinen Fall mit der Entführung
unschuldiger Bürger oder eines Mitglieds der UN-Friedenstruppen
durch Terroristen verglichen werden. Da der Westen nun einmal so wenig
Engagement für israelische Geiseln an den Tag legt, ist Obeid die
einzige Chance für Israel, seine Kriegsgefangenen vielleicht doch
noch zurück zu bekommen.
Behauptung
"Die israelischen Angriffe auf den Libanon sind ein Beweis für
Israels aggressive Grundhaltung und seine Entschlossenheit, das besetzte
libanesische Territorium nicht mehr aufzugeben."
Tatsache
Die Vereinten Nationen haben bestätigt, dass Israel seine Verpflichtung
zum Rückzug aus dem Libanon weisungsgemäß erfüllt
hat. Das hielt die Hisbollah, die sich bis an die Zähne bewaffnet
entlang der internationalen Grenzen verschanzt hat, nicht davon ab,
wiederholt israelische Ziele anzugreifen, Soldaten aus dem Hinterhalt
zu überfallen und zu entführen und jüdische Dorfbewohner
in Nordisrael zu schikanieren, einzig und allein mit dem Ziel, die Feindseligkeiten
erneut eskalieren zu lassen.
Israel forderte deshalb mit Unterstützung der
Vereinten Nationen und der Vereinigten Staaten immer wieder, dass der
Libanon Streitkräfte im Süden stationiert und die Guerilla
entwaffnet. Angesichts der Tatsache, dass die eigentlichen Herren im
Libanon die Syrer sind, tragen nach israelischer Auffassung beide Länder
gleichermaßen die Verantwortung dafür, dass die Hisbollah
nicht an ihren Provokationen gehindert wird. Das politische und militärische
Versagen des Libanon und Syriens in diesem Punkt zwang Israel, Vorbeugungsmaßnahmen
zu ergreifen und gegebenenfalls auch Vergeltungsanschläge zu führen,
um seine Bürger und Soldaten zu schützen.
1 Jillian Becker, The PLO; London: Weidenfeld und Nicolson 1984, S.
202; 279.
2 Jerusalem Post, 28. Juni 1982.
3 Raphael Israeli (Hrsg.): PLO in Lebanon; London: Weidenfeld und Nicolson
1983, S. 7.
4 Becker, S. 205.
5 Washington Post, 16. Juni 1982.
6 Israeli, S. 26-28.
7 Interview mit dem israelischen Fernsehen, 23. Juli 1982.
8 Los Angeles Herald-Examiner, 13. Juli 1982; zitiert in Becker, S.
153.
9 New York Times, 21. Juni 1982.
10 New York Times, 14. Juli 1982.
11 New York Times, 25. Juni 1982.
12 New York Times, 3. Juli 1982.
13 Joshua Muravchik, "Misreporting Lebanon", Policy Review;
Winter 1983, S. 60.
14 Muravchik, S. 60.
15 Zeev Schiff und Ehud Yaari: Israel's Lebanon War; NY: Simon und Schuster
1984, S. 70.
16 Becker, S. 212.
17 Schiff und Yaari, S. 257.
18 Washington Post, 8. Februar 1983.
19 New York Times, 19. Oktober 1990.
20 Washington Post, 30. Januar 2001.
21 Der Sicherheitsrat bestätigt das Urteil des Generalsekretärs
über den israelischen Rückzug aus dem Libanon am 16. Juni;
UN-Presseerklärung vom 18. Juni 2000.
22 Washington Post, 30. Januar 2001.
23 a.a.O.
24 Daniel Pipes: Damascus Courts The West; DC: The Washington Institute
for Near East Policy 1991, S. 26.
25 Becker, S. 204-205.
26 Patrick Seale, Asad; Berkeley: University of California Press 1988,
S. 417.
27 Pipes, S. 27.
28 Bericht des amerikanischen Außenministeriums über Menschenrechtspraktiken
für 1999: International Narcotics Control Strategy Report, S. 199.
29 Al-Baath, 18. Februar 1992; Washington Post, 31. Juli 1991.
30 Becker, S. 131.
31 Near East Report, 7. August 1989.