Behauptungen
"Jerusalem
ist eine arabische Stadt."
"Es muss doch nicht unbedingt Jerusalem die Hauptstadt des Staates
Israel sein."
"Die Araber waren bereit, den internationalen Status von Jerusalem
anzuerkennen, doch die Juden lehnten den Vorschlag ab. Auf Grund ihrer
starren Haltung hält Israel heute die ganze Stadt illegal besetzt."
"Jordanien hat den internationalen Status von Jerusalem anerkannt."
"Von 1948
bis 1967 hat Jordanien allen Glaubensrichtungen in Jerusalem Religionsfreiheit
zugesichert."
"Jordanien hat die heiligen Stätten des Judentums geschützt."
"Jordanien bemühte sich, die Lebensbedingungen
im arabischen Ostjerusalem zu verbessern. Die israelischen Behörden
dagegen ließen Hunderte von arabischen Häusern in diesem
Teil der Stadt abreißen und machten ihre Bewohner obdachlos."
"Unter israelischer Oberherrschaft wurde die Religionsfreiheit
in Jerusalem eingeschränkt."
"Israel verwehrt Muslimen und Christen den freien Zugang zu ihren
heiligen Stätten."
"Die israelische Politik begünstigt die Anschläge jüdischer
Extremisten auf muslimische und christliche Einwohner der Stadt und
auf ihre heiligen Stätten."
"Israel hat die Rechte der palästinensischen
Araber in Jerusalem eingeschränkt."
"Laut UN-Resolution 242 gilt Ostjerusalem als besetztes Gebiet,
deshalb verstößt Israels Annexion Jerusalems
gegen diese Resolution."
"Ostjerusalem gehört zu einem palästinensischen Staat,
weil hier schon immer palästinensische Araber und noch nie Juden
gelebt haben."
"Die im April 1990 erfolgte Umsiedelung von 20 jüdischen
Familien in das St. John's-Hospiz - ein Gebäude im christlichen
Viertel von Jerusalem in der Nähe der Grabeskirche - ist ein Beispiel
für Israels Strategie, die Nicht-Juden aus ihren Stadtteilen zu
verdrängen."
"Die
israelische Polizei hat im Jahr 1990 auf dem Tempelberg in einem unprovozierten
Angriff 17 arabische Gottesdienstbesucher ermordet."
"Die Vereinigten Staaten sind nicht der Ansicht, dass Jerusalem
die vereinigte Hauptstadt Israels sein sollte."
"Der Tempelberg war schon immer eine heilige Stätte des Islam,
während das Judentum keinerlei Bindung an den Ort hat."
"Israel darf nicht die Kontrolle über den Tempelberg haben,
weil es den Muslimen den Zugang zu ihren heiligen Stätten verwehrt."
"Die Palästinenser haben die archäologischen Schätze
des Tempelbergs sorgfältig bewahrt."
"Mit dem Durchbruch des Westmauer-Tunnels bedrohte
Israel die Unantastbarkeit des Tempelbergs und der Al-Aksa-Moschee und
forderte eine Verurteilung durch den UN-Sicherheitsrat heraus."
"Der internationale Status Jerusalems ist angesichts
der kollidierenden Ansprüche auf die Stadt die beste Lösung."
"1969 hat Israel versucht, die Al-Aksa-Moschee niederzubrennen."
Behauptung
"Jerusalem ist eine arabische Stadt."
Tatsache
Seit fast zwei Jahrtausenden wohnen Juden in Jerusalem. Seit 1840 bilden
sie die zahlenmäßig stärkste Bevölkerungsgruppe
der Stadt (s. Karte von Jerusalem von 1912). In Jerusalem steht die
Westmauer des Tempelbergs, die heiligste Stätte des Judentums.
Jerusalem war zu keinem Zeitpunkt der Geschichte Hauptstadt eines arabischen
Staatengebildes; im Gegenteil, während des größten Teils
der arabischen Geschichte war die Stadt völlig unbedeutend. Unter
muslimischer Herrschaft war Jerusalem nicht einmal Provinzhauptstadt,
und es war auch nie ein islamisches Kulturzentrum. Den Juden ist die
ganze Stadt heilig, die Muslime verehren nur eine einzige Stätte
darin - den Felsendom, nicht die Stadt selbst. "Für einen
Muslim", so schrieb der Engländer Christopher Sykes, "besteht
ein ganz entscheidender Unterschied zwischen Jerusalem und Mekka oder
Medina. Die beiden letzteren sind heilige Orte mit heiligen Stätten.
Jerusalem dagegen hat", so notierte er, "außer dem Felsendom
keine größere Bedeutung für den Islam."1
Die Bevölkerung Jerusalems 2
Jahr |
Juden |
Muslime |
Christen |
Gesamt |
1844 |
7120 |
5000 |
3390 |
15510 |
1876 |
12000 |
7560 |
5470 |
26030 |
1896 |
28112 |
8560 |
8748 |
45420 |
1922 |
33971 |
13411 |
4699 |
52081 |
1931 |
51222 |
19894 |
19335 |
90451 |
1948 |
100000 |
40000 |
25000 |
165000 |
1967 |
195700 |
54963 |
12646 |
263309 |
1987 |
340000 |
121000 |
14000 |
475000 |
1990 |
378200 |
131800 |
14400 |
524400 |
1998 |
433600 |
182000 |
14000 |
633700 |
Behauptung
"Es muss doch nicht unbedingt Jerusalem die Hauptstadt des Staates
Israel sein."
Tatsache
Seit König David Jerusalem vor mehr als dreitausend Jahren zur
Hauptstadt von Israel machte, hat die Stadt eine entscheidende Rolle
in der jüdischen Existenz gespielt. Die Westmauer in der Altstadt
- die letzte noch stehende Mauer des alten jüdischen Tempels, die
heiligste Stätte des Judentums - ist Gegenstand der Verehrung der
Juden und Mittelpunkt jüdischen Betens. Seit Tausenden von Jahren
beten die Juden drei Mal am Tag: "Nach Jerusalem, in deine Stadt,
werden wir voller Freude zurückkehren", und wiederholen den
Schwur des Psalmisten: "Wenn ich dich vergesse, Jerusalem, so möge
meine Rechte verdorren."
"Jerusalem hat nur zwei Blütezeiten gekannt, und die liegen
2000 Jahre auseinander. Es geschah beide Male unter jüdischer Herrschaft",
schrieben Leon und Jill Uris in ihrem Buch Jerusalem. "Das liegt
daran, dass die Juden die Stadt am meisten geliebt haben und dieser
Liebe auch in den Jahrhunderten ihrer Zerstreuung treu geblieben sind
... es ist die längste, tiefste Liebe in der ganzen Geschichte."3
"Dreitausend Jahre war Jerusalem
der Mittelpunkt jüdischen Hoffens und Sehnens. Keine andere Stadt
hat eine solch beherrschende Rolle in der Geschichte, Kultur und Religion
und im Bewusstsein eines Volkes gespielt wie Jerusalem im Leben der
Juden und des Judentums. Während der Jahrhunderte des Exils blieb
Jerusalem in den Herzen der Juden überall auf der Welt lebendig
als Mittelpunkt der jüdischen Geschichte, Symbol der alten Herrlichkeit,
spiritueller Erfüllung und moderner Erneuerung. Angesichts dieser
innigen, unauflösbaren Verbindung des jüdischen Volkes muss
man sagen: Wenn man die jüdische Geschichte in einzigem Wort zusammenfassen
wollte, so lautete dieses Wort Jerusalem."
Teddy Kollek 4
Behauptung
"Die Araber waren bereit, den internationalen Status von Jerusalem
anzuerkennen, doch die Juden lehnten den Vorschlag ab. Auf Grund ihrer
starren Haltung hält Israel heute die ganze Stadt illegal besetzt."
Tatsache
Als die Vereinten Nationen im Jahr 1947 die Palästinafrage
aufgriffen, empfahlen sie, Jerusalem internationalen Status zu verleihen.
Der Vatikan und viele vorwiegend katholische Delegationen befürworteten
diese Option, doch der eigentliche Grund für die Entscheidung der
UNO war der Wunsch der kommunistischen Blockstaaten, den transjordanischen
König Abdullah und seine britischen Schutzherren vor den Kopf zu
stoßen.
Die Jewish Agency akzeptierte den Status der Stadt nach eingehender
Überlegung in der Hoffnung, dass dadurch kurzfristig gesehen ein
Blutvergießen und schwer wiegendere Probleme für den neugegründeten
Staat verhindert würden. Da die Teilungsresolution ein Referendum
über den Status der Stadt nach Ablauf von zehn Jahren vorsah und
die Juden die große Mehrheit der Bevölkerung bildeten, ging
man allgemein davon aus, dass sie später dem Staat Israel eingegliedert
würde. Doch die Araber wehrten sich ebenso heftig gegen den internationalen
Status von Jerusalem wie gegen den ganzen übrigen Teilungsplan.
Im Mai 1948 marschierte Jordanien ein und besetzte Ostjerusalem. Damit
war die Stadt zum ersten Mal in der Geschichte geteilt, und Tausende
von Juden - deren Familien seit Jahrhunderten in der Stadt gelebt hatten
- wurden vertrieben und gingen ins Exil. Der Teilungsplan der Vereinten
Nationen, einschließlich des Vorschlags, Jerusalem internationalen
Status zu verleihen, war vom Gang der Ereignisse überrollt worden.
Die Weigerung der Araber, die Teilung zu akzeptieren,
"spielte eine wichtige Rolle für die juristische Definition
des Status von Jerusalem", schrieb Teddy Kollek, der ehemalige
Bürgermeister von Jerusalem.5 Nachdem die arabischen
Staaten die Resolution 181 und am 11. Dezember 1948 auch die Resolution
194, die die Gründung einer UN-Schlichtungskommission für
Palästina vorschlug, abgelehnt hatten, erklärte Ministerpräsident
David Ben-Gurion, dass nun auch Israel nicht mehr bereit sei, den internationalen
Status von Jerusalem anzuerkennen.
Von 1948 bis 1967 war die Stadt zwischen Israel und
Jordanien geteilt. Israel machte Westjerusalem zu seiner Hauptstadt;
Jordanien hielt den Ostteil der Stadt besetzt. Da Jordanien sich - wie
alle anderen arabischen Staaten zum damaligen Zeitpunkt - im Krieg mit
Israel befand, wurden aus der Stadt praktisch zwei feindliche Heerlager,
durchsetzt mit Mauern und Bunkern, Stacheldraht, Minenfeldern und anderen
militärischen Befestigungsanlagen.
"Man sollte Jerusalem den
Juden überlassen; sie haben es berühmt gemacht."
Winston Churchill 1955 gegenüber dem Diplomaten Evelyn Shuckburgh 6
1967 ignorierte Jordanien die Bitte Israels, sich
aus dem Sechs-Tage-Krieg herauszuhalten, und griff den Westteil der
Stadt an. Die Jordanier wurden von den israelischen Streitkräften
überwältigt und aus Ostjerusalem vertrieben, sodass die Einheit
der Stadt wieder hergestellt werden konnte. Teddy Kollek, der 28 Jahre
Bürgermeister von Jerusalem war, bezeichnete die Wiedervereinigung
Jerusalems als "praktische Verwirklichung der Ziele der zionistischen
Bewegung".
Da Israel 1948 und 1967 zu einem Verteidigungskrieg gezwungen wurde,
hat es nach Auffassung des Spezialisten für internationales Recht
Steven Schwebel größeren Anspruch auf die Herrschaft über
die Stadt als seine arabischen Nachbarn.7
Behauptung
"Jordanien hat den internationalen Status von Jerusalem anerkannt."
Tatsache
Jordanien hat den Vorschlag, Jerusalem internationalen Status zu
verleihen, von Anfang an zurückgewiesen, als es sich den übrigen
arabischen Staaten in der Ablehnung der Teilungsresolution anschloss.
Der jordanische Delegierte Fawzi Pasha Malki erklärte am 6. Dezember
1949 vor dem Ad-Hoc-Komitee der Vereinten Nationen:
"Meine Delegation ist der Auffassung, dass die Internationalisierung
in keiner Form ... sinnvoll wäre. Die heiligen Stätten genießen
unter dem Schutz und der Kontrolle meiner Regierung absolute Sicherheit;
es bedarf dazu keiner Sonderregelung."8
Als sich Anfang 1950 der Treuhandverwaltungsrat in Genf traf, um ein
neues Gesetz über die Verwaltung von Jerusalem zu erlassen, weigerte
sich Jordanien, irgendeiner Form von Kontrolle durch die UNO zuzustimmen.9
Im gleichen Jahr annektierte Jordanien das gesamte
Gebiet westlich des Jordan, einschließlich Ostjerusalems. Die
anderen arabischen Länder verweigerten zwar die formale Anerkennung
dieses Schrittes, ja die Arabische Liga erwog sogar den Ausschluss Jordaniens,
doch schließlich wurde ein Kompromiss ausgearbeitet, nach dem
die anderen arabischen Staaten sich einverstanden erklärten, dass
Jordanien die Westbank und Ostjerusalem "treuhänderisch"
für die Palästinenser verwaltete.
Behauptung
"Von 1948 bis 1967 hat Jordanien allen Glaubensrichtungen in Jerusalem
Religionsfreiheit zugesichert."
Tatsache
Entgegen dem Waffenstillstandsabkommen von 1949 verweigerte Jordanien
den Israelis den Zugang zur Westmauer und zu dem Friedhof auf dem Ölberg,
der seit über 2500 Jahren als jüdische Begräbnisstätte
diente.
Laut Paragraf 8 dieses Abkommens hatten Jordanien und Israel sich darauf
geeinigt, Komitees einzusetzen, die für die Wiederaufnahme der
normalen Arbeit der kulturellen und humanitären Einrichtungen auf
dem Skopusberg und für freien Zugang zu diesem Gebiet, zum Friedhof
auf dem Ölberg und zu den heiligen Stätten und kulturellen
Einrichtungen sorgen sollten.
Unter jordanischer Herrschaft waren die israelischen
Christen in Jerusalem "bei den saisonalen Pilgerfahrten an ihre
heiligen Stätten verschiedenen Einschränkungen unterworfen",
berichtete Teddy Kollek. "Nur einer beschränkten Anzahl von
Pilgern wurde an Weihnachten und Ostern widerwillig ein kurzer Besuch
der Altstadt und Bethlehems gestattet."10
1955 und 1964 erließ Jordanien Gesetze, nach denen die christlichen
Schulen strengster Kontrolle durch die Regierung unterstellt wurden.
Die Einschränkungen betrafen auch die Gründung neuer Schulen,
die staatliche Kontrolle der Finanzen der Schulen und die Ernennung
von Lehrern; zudem sollte der Koran obligatorisches Unterrichtsfach
werden. 1953 und 1965 verabschiedete Jordanien Gesetze, die christlichen
kirchlichen Einrichtungen und karitativen Organisationen den Grund-
und Bodenerwerb in Jerusalem verbot.
1958 bemächtigte sich die Polizei des armenischen Patriarchen und
wies ihn aus Jordanien aus; auf diese Weise wurde der Weg frei für
die Wahl eines neuen Patriarchen, die von der Regierung König Husseins
manipuliert wurde. Auf Grund dieser repressiven Politik verließen
immer mehr Christen Jerusalem. Ihre Zahl ging von 25000 im Jahr 1949
auf weniger als 13000 im Juni 1967 zurück.11
Nachdem die Stadt 1967 wiedervereinigt worden war,
wurden die diskriminierenden Gesetze von Israel aufgehoben.
Behauptung
"Jordanien hat die heiligen Stätten des Judentums geschützt."
Tatsache
Jordanien hat mehrfach heilige Stätten des Judentums entweiht.
So erlaubte König Hussein den Bau einer Straße zum Intercontinental
Hotel, die über den Friedhof auf dem Ölberg verläuft.
Dabei wurden Hunderte jüdischer Gräber von einer Autobahn
zerstört, die problemlos hätte verlegt werden können.
Die Grabsteine, die das Andenken von Rabbis und Weisen ehrten, wurden
von der Bauabteilung der jordanischen Arabischen Legion für Fußböden
und Latrinen verwendet (die Inschriften auf den Steinen waren noch sichtbar,
als die Israelis die Stadt befreiten).
Das alte jüdische Viertel der Altstadt wurde verwüstet,
58 Jerusalemer Synagogen - manche davon Jahrhunderte alt - wurden zerstört,
andere wurden als Vieh- und Hühnerställe genutzt. Direkt neben
der Westmauer entstanden Slumsiedlungen.12
Behauptung
"Jordanien bemühte sich, die Lebensbedingungen im arabischen
Ostjerusalem zu verbessern. Die israelischen Behörden dagegen ließen
Hunderte von arabischen Häusern in diesem Teil der Stadt abreißen
und machten ihre Bewohner obdachlos."
Tatsache
Wie die früheren islamischen Herrscher hatte auch König Hussein
Jerusalem verkommen lassen. Nach der Eroberung der Altstadt im Jahr
1967 zeigte sich das ganze Ausmaß dieser Vernachlässigung,
als zu Tage trat, dass es einem Großteil der Stadt an der Versorgung
mit dem Grundlegendsten fehlte - an Wasser- und Abwasserrohren, Gas-
und Stromleitungen und Elektrizität.13 Nach der Wiedervereinigung
wurden die arabischen Häuser und Läden in Ostjerusalem mit
diesen und anderen dringend nötigen städtischen Annehmlichkeiten
ausgestattet.
Es stellte sich heraus, dass Hunderte von Hausbesetzern
im jüdischen Viertel Unterschlupf gefunden hatten. Die israelischen
Behörden ließen die verfallenen Häuser räumen,
um das Viertel wiederaufzubauen, doch nicht, ohne den Hausbesetzern
Entschädigungen oder alternative Wohnmöglichkeiten anzubieten.
Behauptung
"Unter israelischer Oberherrschaft wurde die Religionsfreiheit
in Jerusalem eingeschränkt."
Tatsache
Nach dem Krieg von 1967 hob Israel sämtliche diskriminierenden
jordanischen Gesetze auf und formulierte eigene strenge Maßstäbe
für die Sicherung eines ungehinderten Zugangs zu den religiösen
Heiligtümern. "Wer irgendetwas unternimmt, das den Gläubigen
der verschiedenen Religionen den freien Zugang zu ihren heiligen Stätten
verwehrt oder verwehren könnte", so lautet das israelische
Gesetz, "kann mit Gefängnis bis zu fünf Jahren bestraft
werden." Die Verwaltung der verschiedenen heiligen Stätten
übertrug der israelische Staat den betreffenden religiösen
Körperschaften. So ist zum Beispiel der islamische Waqf für
die Moscheen auf dem Tempelberg zuständig.
Die Schwesternschaft der Filles de la Charité vom l'Hospice Saint
Vincent de Paul in Jerusalem wies wenige Monate, nachdem Israel die
Stadt übernommen hatte, Vorwürfe gegen das Auftreten des israelischen
Staats in Jerusalem zurück:
"Unsere Arbeit hier wurde durch das Wohlwollen
der israelischen Behörden außerordentlich erleichtert ...
und zwar nicht für uns selbst, sondern (was noch wichtiger ist)
auch für die Araber, die unserer Fürsorge anvertraut sind.
Der jüngste Krieg hat uns gezeigt, dass sowohl die israelischen
Soldaten als auch die Zivilisten unsere aufrichtige Bewunderung verdienen."14
Der ehemalige amerikanische Präsident Jimmy Carter
hob hervor, dass die Religionsfreiheit unter israelischer Herrschaft
mehr Raum bekommen hat. Seiner Aussage nach besteht "kein Zweifel"
daran, dass Israel besser über den Zugang zu den heiligen Stätten
der Stadt wachte als Jordanien. "Heute haben alle ungehindert Zugang",
so Carter, "was von 1948 bis 1967 nicht der Fall war."15
Das amerikanische Außenministerium betonte,
dass in Israel das Recht auf Religionsfreiheit gesetzlich verankert
ist, obwohl der Staat keine Verfassung besitzt, und dass die Regierung
dieses Recht in der Praxis im Allgemeinen respektiert.16
Behauptung
"Israel verwehrt Muslimen und Christen den freien Zugang zu ihren
heiligen Stätten."
Tatsache
Seit 1967 sind Hunderttausende von Muslimen und Christen - viele
davon aus den arabischen Staaten, die sich nach wie vor im Krieg mit
Israel befinden - nach Jerusalem gekommen, um ihre heiligen Stätten
zu besuchen. Auch die arabischen Führer dürfen diese Stätten
jederzeit zum Gebet aufsuchen, wie es der ägyptische Präsident
Anwar Sadat in der Al-Aksa-Moschee tat.
Nach der Lehre des Islam wurde der Prophet Mohammed
auf wunderbare Weise von Mekka nach Jerusalem entrückt und stieg
von dort in den Himmel auf. Durch den Felsendom und die Al-Aksa-Moschee,
die beide aus dem 7. Jahrhundert stammen, kann Jerusalem zweifelsfrei
als jener "ferne" Ort identifiziert werden, von dem im Koran
die Rede ist, und deshalb ist es auch nach Mekka und Medina die heiligste
Stätte des Islam. Die muslimischen Rechte auf den Tempelberg, die
Stätte der beiden Schreine, wurden nicht angetastet. Obwohl der
Tempelberg das höchste Heiligtum des Judentums ist, hat Israel
ihn unter muslimischer Verwaltung belassen.
Für die Christen ist Jerusalem der Ort, an dem Jesus lebte, predigte,
starb und auferweckt wurde. Die Kirche betont zwar stärker das
himmlische als das irdische Jerusalem, doch die im Neuen Testament als
Stätten von Jesu Wirken erwähnten Orte ziehen seit Jahrhunderten
Pilger und Gläubige an. Zu diesen Stätten gehören die
Grabeskirche, der Garten Gethsemane, die Stätte des Letzten Abendmahls
und die Via Dolorosa mit den 14 Stationen des Kreuzweges.
Die Rechte der verschiedenen christlichen Kirchen als Hüter der
heiligen Stätten des Christentums in Jerusalem wurden im 19. Jahrhundert
festgeschrieben, als Jerusalem noch zum osmanischen Reich gehörte.
Das damals getroffene Arrangement für die heiligen Stätten
des Christentums in Jerusalem blieb auch während der Zeit des britischen
Mandats in Kraft und wird noch heute von Israel respektiert.
Behauptung
"Die israelische Politik begünstigt die Anschläge jüdischer
Extremisten auf muslimische und christliche Einwohner der Stadt und
auf ihre heiligen Stätten."
Tatsache
Die israelischen Behörden haben immer wieder versucht, Fanatiker
aller Glaubensrichtungen davon abzuhalten, religiöse Stätten
zu entweihen oder Gewalttaten in ihrer Nähe zu begehen. Wo das
nicht möglich war, hat Israel die Täter streng bestraft. So
wurde Allen Goodman, ein geistesgestörter Israeli, der 1982 auf
dem Tempelberg Amok lief, zu lebenslanger Haft verurteilt.
1984 infiltrierten die israelischen Sicherheitskräfte
eine jüdische Gruppe, die Anschläge auf nicht jüdische
Stätten und Zivilisten plante. Die Terroristen wurden vor Gericht
gestellt und verurteilt.
1990 wollte eine Gruppe jüdischer Extremisten,
die so genannten "Temple Mount Faithful", an Sukkot zum Tempelberg
marschieren und dort den Grundstein für den Dritten Tempel legen.
Die Polizei befürchtete, dass diese Demonstration die Muslime verärgern
und die durch die Intifada und die Ereignisse am Persischen Golf ohnehin
bereits angespannte Situation zum Eskalieren bringen könnte, und
verbot ihr Vorhaben. Diese Entscheidung wurde vom israelischen Obersten
Gerichtshof bestätigt und das Urteil unverzüglich den muslimischen
Religionsführern und der arabischen Presse mitgeteilt.
Obwohl es "keinen Grund zur Sorge gab, dass die Heiligkeit der
Moschee angetastet werden könnte" gab, schrieb Bürgermeister
Kollek, "bestanden die muslimischen Anführer und die Intifada
darauf, ihre Gläubigen zur Konfrontation aufzuhetzen."17 Bei den daraufhin ausbrechenden Unruhen kamen 17 Araber ums Leben.
Behauptung
"Israel hat die Rechte der palästinensischen Araber in Jerusalem
eingeschränkt."
Tatsache
Die palästinensischen Araber in Jerusalem genießen nicht
nur absolute Religionsfreiheit, sondern haben auch nie gekannte politische
Rechte. Die arabischen Einwohner dürfen selbst entscheiden, ob
sie israelische Staatsbürger werden wollen; die meisten wollen
jedoch die jordanische Staatsbürgerschaft behalten. Ungeachtet
der Tatsache, ob sie die israelische Staatsbürgerschaft besitzen
oder nicht, dürfen die in Jerusalem lebenden Araber an den Kommunalwahlen
teilnehmen und haben Mitspracherecht in der Verwaltung der Stadt.
Behauptung
"Laut UN-Resolution 242 gilt Ostjerusalem als besetztes Gebiet,
deshalb verstößt Israels Annexion Jerusalems gegen diese
Resolution."
Tatsache
Einer der leidenschaftlichen Befürworter der UN-Resolution
war der amerikanische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Arthur
Goldberg. Nach Goldberg "bezieht sich Resolution 242 an keiner
Stelle auf Jerusalem, und diese Auslassung war durchaus Absicht ...
Jerusalem war etwas völlig anderes, es hatte nichts mit der Westbank
zu tun". Bezug nehmend auf seine Reden vor den Vereinten Nationen
im Jahr 1967 sagte Goldberg: "Ich habe wiederholt darauf hingewiesen,
dass die Waffenstillstandslinien von 1948 von Anfang an als vorübergehende
Lösung gedacht waren. Das galt natürlich vor allem für
Jerusalem. Zu keiner Zeit habe ich Ostjerusalem in einer meiner vielen
Reden als besetztes Gebiet bezeichnet."18
Nach 1948 stimmte die Vollversammlung der Vereinten
Nationen in drei Resolutionen dafür, Jerusalem internationalen
Status zu verleihen. Danach wurde die Sache jedoch fallen gelassen,
bis Israel die Kontrolle über die Stadt erlangt hatte. Seit 1967
haben die Vereinten Nationen, die die jordanische Besetzung der Stadt
19 Jahre lang ignoriert hatten, zahlreiche Resolutionen verabschiedet,
in denen Israel verurteilt wird, weil es den Status von Jerusalem geändert
hat.
"Wir bleiben grundsätzlich
bei unserer Haltung, dass Jerusalem nie mehr geteilt werden darf. Wir
haben den Status von vor 1967 niemals gutgeheißen und sind keinesfalls
dafür, jetzt zu ihm zurückzukehren."
Präsident George Bush 19
Behauptung
"Ostjerusalem gehört zum palästinensischen Staat,
weil hier schon immer palästinensische
Araber und noch nie Juden gelebt haben."
Tatsache
Vor 1865 lebte die gesamte jüdische Bevölkerung Jerusalems
hinter den Mauern der Altstadt
(dem heutigen Ostteil der Stadt). Als die Einwohnerzahl wuchs, begann
die Stadt über diese Mauern hinaus zu wachsen, und Juden und Araber
legten neue Stadtviertel an.
Zur Zeit der Teilung gab es im Ostteil Jerusalems, zu dem auch das Jüdische
Viertel der Altstadt gehörte, eine blühende jüdische
Gemeinde. Darüber hinaus befinden sich hier viele wichtige Stätten
des Judentums, darunter die Davidsstadt, der Tempelberg und die Westmauer.
Auf dem Skopusberg - ebenfalls in Ostjerusalem - liegen zudem zahlreiche
bedeutende jüdische Einrichtungen wie die Hebräische Universität
und das alte Hadassah Hospital.
Lediglich in der Zeit zwischen 1949 und 1967 war der Ostteil Jerusalem
ausschließlich von Arabern bewohnt, weil Jordanien ihn besetzt
und die jüdischen Einwohner gewaltsam vertrieben hatte.
Behauptung
"Die im April 1990 erfolgte Umsiedelung von 20 jüdischen Familien
in das St. John's-Hospiz -
ein Gebäude im christlichen Viertel von Jerusalem in der Nähe
der Grabeskirche - ist ein Beispiel für Israels Strategie, die
Nicht-Juden aus ihren Stadtteilen zu verdrängen."
Tatsache
Israel hat das Recht aller Religionen auf freie Ausübung ihres
Glaubens immer respektiert. Der Umzug in das Hospiz tastet dieses Recht
in keiner Weise an. Bei dem betreffenden Gebäude handelte es sich
nicht um eine Kirche und auch nicht um eine heilige Stätte anderer
Art. Weder die Juden, die hier einzogen, noch die israelische Regierung
hatten die Absicht, den Christen den Zugang zur Grabeskirche oder zu
irgendeiner anderen Stätte in der Altstadt zu erschweren.
Die israelische Regierung geriet wegen ihrer angeblichen Rolle bei der
Finanzierung der Miete unter Beschuss. Der Staat unterhält in ganz
Israel ein umfangreiches Wohnungsbeschaffungsprogramm. Im Rahmen dieses
Programms erhielt auch Ateret Kohanim, eine private Firma, die mehrere
Gebäude in der Jerusalemer Altstadt besitzt, finanzielle Unterstützung.
Die von der PLO gestützte Führung der Intifada
erließ einen Tötungsbefehl gegen den armenischen Geschäftsmann,
der das Haus an die jüdischen Familien verkauft hatte.20
Zu denen, die durchschauten, dass hier der Versuch gemacht werden sollte,
sich eine heikle Situation zu Nutze zu machen, gehörte die Internationale
Christliche Botschaft in Jerusalem. "Da auch muslimische Araber
im jüdischen Viertel der Altstadt leben, gibt es keinen Grund,
warum Juden hier nicht ihren Wohnsitz aufschlagen sollten, wenn die
Eigentümer ihre Wohnungen an sie vermieten wollen", erklärte
die Botschaft. "Wir glauben, dass in Israel wie in allen anderen
demokratischen Nationen Christen, Muslime und Juden ihren Wohnort frei
wählen dürfen sollten." Juden das Recht zu verweigen,
an jedem beliebigen Ort in Jerusalem zu wohnen, sei, so hieß es,
"absurd".21
Das griechisch-orthodoxe Patriarchat zog vor Gericht und klagte gegen
das Hospiz - ein Beweis dafür, dass die Kirche Vertrauen zum israelischen
Rechtssystem hat. 1995 wurde ein Kompromiss geschlossen, in dessen Rahmen
der Mietvertrag an die Stadt Jerusalem überging.
Behauptung
"Die israelische Polizei hat im Jahr 1990 auf dem Tempelberg in
einem unprovozierten Angriff 17 arabische Gottesdienstbesucher ermordet."
Tatsache
Der Grund für den Aufstand vom 8. Oktober 1990, der den Tod
von 17 Arabern zur Folge hatte, war angeblich der Versuch einer jüdischen
Randgruppe, der so genannten "Temple Mount Faithful", auf
dem Tempelberg den Grundstein für den Neubau des jüdischen
Tempels zu legen.
Die Gruppe hatte die - wenn auch eher widerwillig erteilte - polizeiliche
Erlaubnis erhalten, mit israelischen Flaggen um den Tempelberg zu ziehen.
Als die Polizei jedoch sah, dass sich dort eine große Menge Muslime
versammelte, nahm sie ihre Erlaubnis zurück. Als die Unruhen ausbrachen,
waren die "Faithful" etwa eine Meile entfernt in friedlichem
Gebet begriffen.
Arabische Radikale hatten der Gewalt den Weg bereitet.
Die Führer der Fatah und der Hamas legten es darauf an, "ein
Aufflammen der Intifada in den Jerusalemer Vierteln zu provozieren".22 Als ihre Mitglieder die Aufrufe der Sheiks vernahmen, die heiligen Stätten
des Islam zu "verteidigen", machten sie zum Sturm auf den
Tempelberg mobil.
"Mit dem Ausbrechen der Gewalt", so berichtete die Washington
Post, "gingen die palästinensischen Jugendlichen mit einer
im Verlaufe der beinahe drei Jahre währenden Intifada in Jerusalem
nie da gewesenen Heftigkeit und Hartnäckigkeit gegen die Polizei
vor. In arabischen Quellen heißt es, die Leidenschaft der Jugendlichen
hinge mit dem in den letzten Wochen von den palästinensischen Führern
in Jerusalem eingeleiteten gemeinsamen Feldzug zusammen, die Anschläge,
insbesondere auf die Polizei, zu steigern."
Während des folgenden Handgemenges warfen die Randalierer Steine
in die Richtung jüdischer Pilger, die vor der unten gelegenen Westmauer
ruhig ihre Sukkotgebete sprachen. Jamal Nusseibah, der Sohn eines prominenten
palästinensischen Professors, gab zu, dass die jungen Leute in
ihren Schultaschen Steine mit auf den Tempelberg gebracht hatten.23
Es gab zwei offizielle israelische Berichte über die Tragödie.
Der erste stammte von der von der Regierung eingesetzten Zamir-Komission,
die zu dem Schluss kam, dass ein aufrührerischer Mob aus nächster
Nähe Steine und Metallprojektile auf die Polizei geschleudert hatte,
dass für die Polizisten Lebensgefahr bestand und sie das Feuer
in Notwehr eröffnet hatten. Der Report kritisierte das Vorgehen
der israelischen Polizei angesichts einer Situation, deren Umschlagen
in Gewalt sie hätte voraussehen müssen. Es ist schwer vorstellbar,
dass irgendeine arabische Regierung je eine so vernichtende öffentliche
Kritik am Verhalten ihrer eigenen Polizei geäußert hätte.
In den Medien war fälschlicherweise zu hören,
dass der zweite Bericht den Ergebnissen der Zamir-Kommission widerspräche.
Die Nachforschungen von Richter Ezra Kama bestätigten die Ergebnisse
der Zamir-Kommission jedoch in den entscheidenden Punkten. Kama kam
keineswegs zu dem Schluss, dass Israel den Aufstand "provoziert"
habe; in dem Bericht heißt es lediglich, dass "3000 Araber,
größtenteils Jugendliche, dem Aufruf [der muslimischen Prediger
zur Verteidigung des Tempelbergs] Folge leisteten; dass
sie mit Steinen ausgerüstet waren; und dass die muslimischen Führer
wussten, dass die Temple Mount Faithful sich dem Gebiet
nicht einmal hatten nähern dürfen, ja dass sie fast eine Stunde
vor dem Ausbruch des Aufstands mit eigenen Augen gesehen hatten, wie
sie abzogen".24
Behauptung
"Die Vereinigten Staaten sind nicht der Ansicht, dass Jerusalem
die vereinigte Hauptstadt Israels sein sollte."
Tatsache
Nur zwei Länder unterhalten Botschaften in Jerusalem - Costa Rica
und El Salvador. Von den 184 Nationen, zu denen Amerika diplomatische
Beziehungen unterhält, ist Israel die einzige, deren Hauptstadt
von der amerikanischen Regierung nicht anerkannt wird. Die amerikanische
Botschaft befindet sich wie die meisten anderen Auslandsvertretungen
in Tel Aviv, etwa 60 Kilometer östlich von Jerusalem. Die Vereinigten
Staaten unterhalten jedoch ein Konsulat in Ostjerusalem, das sich mit
der Situation der Palästinenser in den besetzten Gebieten befasst,
unabhängig von der Botschaft arbeitet und Washington direkt verantwortlich
ist. Damit haben wir heute den anomalen Zustand, dass amerikanische
Diplomaten sich weigern, mit den Israelis in deren Hauptstadt zu verhandeln,
weil der Status Jerusalems nicht klar festgelegt ist, während sie
mit den Palästinensern in der Stadt Gespräche führen.
1990 erklärte der Kongress in einer Resolution:
"Jerusalem ist die Hauptstadt des Staates Israel und soll es auch
bleiben" und "Jerusalem muss eine ungeteilte Stadt bleiben,
in der die Rechte aller ethnischen und religiösen Gruppen geschützt
sind". Während der Präsidentschaftskampagne im Jahr 1992
sagte Bill Clinton: "Ich erkenne Jerusalem als ungeteilte Stadt
an, als ewige Hauptstadt Israels, und bin der Ansicht, dass unsere Botschaft
nach Jerusalem verlegt werden sollte." Als Präsident hat er
diese Aussage jedoch nie wiederholt, und nach offizieller amerikanischer
Lesart steht der Status von Jerusalem weiterhin zur Debatte.
In dem Versuch, dies zu ändern, erließ der Kongress
im Jahr 1995 mit überwältigender Mehrheit
die bahnbrechende Jerusalem Embassy Act, in der es hieß, dass
Jerusalem von der amerikanischen Politik offiziell als ungeteilte, ewige
Hauptstadt Israels anerkannt und die amerikanische Botschaft bis spätestens
Mai 1999 nach Jerusalem verlegt werden solle. Das Gesetz enthielt jedoch
gleichzeitig eine Klausel, die es dem Präsidenten erlaubte, die
Verordnung zu ignorieren, wenn er es im Interesse der Vereinigten Staaten
für geraten hielt. Präsident Clinton entschloss sich zu letzterem.
George W. Bush versprach während seiner Präsidentschaftskampagne
im Jahr 2000, nach seiner Wahl zum Präsidenten als eine seiner
ersten Amtshandlungen "den Umzug der amerikanischen Botschaft in
die Stadt, die der Staat Israel zu seiner Hauptstadt gemacht hat, in
die Wege zu leiten".25 Im Juni 2000 folgte er dann allerdings
Clintons Beispiel: Gestützt auf den Vorbehalt wurde die amerikanische
Botschaft nicht verlegt.
Während die Gegner der Bemühungen des Kongresses,
die Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt zu erzwingen,
mit dem Präsidenten der Ansicht sind, dass der Umzug dem Friedensprozess
abträglich wäre, argumentieren die Befürworter des Gesetzes,
dass genau das Gegenteil der Fall sei. Wenn die Vereinigten Staaten
ihre Position, dass Jerusalem eine vereinigte Stadt unter israelischer
Herrschaft bleiben soll, unmissverständlich deutlich machen - so
geben sie zu bedenken -, werden die Palästinenser ihre unrealistischen
Erwartungen in Bezug auf die Stadt zurückschrauben, was letztlich
die Chancen auf eine endgültige Lösung erhöht.
Behauptung
"Der Tempelberg war schon immer eine heilige Stätte des
Islam, während das Judentum keinerlei Bindung an den Ort hat."
Tatsache
Im Januar 2001 erklärte der von der palästinensischen Autonomiebehörde
ernannte Mufti von Jerusalem, Ikrima Sabri, gegenüber der deutschen
Zeitung Die Welt: "Es gibt nicht den kleinsten Hinweis darauf,
dass an dieser Stätte je ein jüdischer Tempel stand. In der
ganzen Stadt weist nicht ein einziger Stein auf jüdische Geschichte
hin."
Diese Auffassung wird von einem Buch mit dem Titel A Brief Guide to
al-Haram al-Sharif widerlegt, das der Oberste Muslimische Rat 1930 veröffentlichte.
Der Rat, das höchste muslimische Gremium in Jerusalem während
des britischen Mandats, erklärt darin, dass der Tempelberg "eine
der ältesten heiligen Stätten der Welt ist. Seine Identität
mit der Stätte des salomonischen Tempels steht außer Zweifel.
Darüber hinaus gilt allgemein als erwiesen, dass dies die Stätte
ist, an der David dem Herrn einen Altar errichtete und ihm Brand- und
Friedensopfer darbrachte".
In einer Beschreibung des Areals der Ställe Salomos,
die die islamischen Vertreter des Waqf 1996 in eine Moschee umbauen
ließen, heißt es: "... über die Frühgeschichte
des Bauwerks ist wenig bekannt. Sie reicht wahrscheinlich ebenso weit
zurück wie der Bau des salomonischen Tempels ... Nach Josephus
haben sie tatsächlich existiert und dienten den Juden während
der Eroberung Jerusalems durch Titus im Jahr 70 n. Chr. als Zuflucht."26
Mit noch größerer Autorität bechreibt der Koran - das
heilige Buch des Islam - Salomos Bau des Ersten Tempels (34,14) und
berichtet auch von der Zerstörung des Ersten und des Zweiten Tempels
(17,8).
Die jüdische Verbindung zum Tempelberg reicht
also über 3000 Jahre zurück und ist in Überlieferung
und Geschichte verwurzelt. Auf dem Berg Moria, dem heutigen Tempelberg,
band Abraham seinen Sohn Isaak, um ihn Gott als Opfer darzubringen.
Im Allerheiligsten des Ersten Tempels stand die Bundeslade, und sowohl
der Erste als auch der Zweite Tempel waren bis zur Zerstörung des
Zweitens Tempels durch die Römer Mittelpunkte jüdischen Lebens
und Glaubens. Nach der Zerstörung des Zweiten Tempels waren nacheinander
mehrere Besatzermächte Herren des Tempelbergs. In der Anfangszeit
der muslimischen Herrschaft wurde an der Stätte der ehemaligen
jüdischen Tempel der Felsendom errichtet.
Streng orthodoxe Juden besuchen den Tempelberg nicht,
aus Angst, dort unwissentlich das Allerheiligste zu betreten, in dem
die Bundeslade stand, weil man nicht genau weiß, an welcher Stelle
es sich befand. Andere Juden und Nicht-Muslime aber besuchen ihn im
vollen Wissen und mit der Zustimmung des Waqf, da sie die Gebetszeiten
und Kleidungsvorschriften respektieren und damit die Heiligkeit der
Stätte nicht entweihen.
Behauptung
"Israel darf nicht die Kontrolle über den Tempelberg haben,
weil es den Muslimen den Zugang zu ihren heiligen Stätten verwehrt."
Tatsache
Israel hat die Kontrolle über den Tempelberg seit 1967 aufgeteilt.
Damals gestattete Verteidigungsminister Moshe Dayan nach der Wiedervereinigung
Jerusalems dem islamischen Waqf, weiterhin die Zivilhoheit auf dem Tempelberg
auszuüben. Der Waqf regelt das Alltagsleben auf dem Tempelberg.
Die Israelis sind lediglich am Eingang des Tempelbergs präsent,
um sicherzustellen, dass Angehörige aller Religionen Zugang zu
den heiligen Stätten erhalten.
Nur in Zeiten massiver Spannungen, wenn die Gefahr gewalttätiger
Ausschreitungen es nötig machte, die Anzahl der Besucher einzuschränken,
hat Israel Muslimen den Zutritt zum Tempelberg verwehrt. Durch diese
Vorsichtsmaßnahme sollten Gläubige aller Religionen und die
Heiligtümer in der Altstadt geschützt werden. Sie wurden jeweils
schon nach ein bis zwei Tagen wieder aufgehoben.
Behauptung
"Die Palästinenser haben die archäologischen Schätze
des Tempelbergs sorgfältig bewahrt."
Tatsache
Obwohl der Waqf die israelische Kontrolle über den Tempelberg nicht
anerkannte, arbeitete er bei den auf dem Areal anfallenden Arbeiten
lange Zeit mit israelischen Inspektoren zusammen. Nach den 1993 in Oslo
getroffenen Vereinbarungen wurde das von Jordanien gelenkte Gremium
jedoch mit Vertretern besetzt, die der palästinensischen Autonomiebehörde
verpflichtet waren und Israel die Zusammenarbeit aufkündigten,
nachdem es im Anschluss an Israels Entscheidung, einen bisher geschlossenen
Ausgang des Westmauer-Tunnels zu öffnen, zu Unruhen gekommen war.
Von da an durften die israelischen Inspektoren die Bauarbeiten auf dem
Berg nicht mehr überwachen, sodass höchstwahrscheinlich unwiederbringliche
archäologische Relikte aus der Zeit des Ersten und Zweiten Tempels
vernichtet werden oder verloren gehen. Nach Aussage israelischer Archäologen
wurden bei den umfangreichen Aushubarbeiten Tausende Tonnen Kies - der
möglicherweise wichtige archäologische Zeugnisse enthielt
- vom Tempelberg fortgeschafft und auf Erddeponien entsorgt. Experten
sind der Ansicht, dass eventuell doch noch auftauchende Artefakte, auch
wenn sie nicht zerstört werden, für die Archäologie dennoch
wertlos sind, weil die palästinensischen Arbeiter Funde aus unterschiedlichen
Epochen vermischen, wenn sie die Erde mit ihren Bulldozern aufreißen.27
Angesichts der besonderen Tempelberg-Problematik und der ohnehin zwischen
Israelis und Palästinensern bestehenden Spannungen in der Jerusalemfrage
hat die israelische Regierung sich bislang nicht in die Aktivitäten
des Waqf eingemischt. Währenddessen geht der Ausverkauf der Vergangenheit
weiter.
"Die zionistische Bewegung
hat sich in den Kopf gesetzt, dass dies die Stätte sei, an der
der Tempel Salomos stand. Doch das ist eine Lüge."
Sheik Raed Salah, ein Führer der islamischen Bewegung in Israel 28
Behauptung
"Mit dem Durchbruch des Westmauer-Tunnels bedrohte Israel die Unantastbarkeit
des Tempelbergs und der Al-Aksa-Moschee
und forderte eine Verurteilung durch den UN-Sicherheitsrat heraus."
Tatsache
Der berühmteste Teil der Überreste der Herodianischen Tempelanlage
ist die traditionelle jüdische Gebetsstätte, die Westmauer,
die sich seit zweitausend Jahren frei an dieser Stelle erhebt. Die Eroberung
der Altstadt im Sechs-Tage-Krieg eröffnete die Möglichkeit,
an der Fortsetzung der Westmauer nach Norden weitere Ausgrabungen vorzunehmen.
So wurden in den Siebzigerjahren lange Abschnitte der Südmauer
des Tempels sowie die Südwestecke freigelegt, sodass man allmählich
eine umfassende Vorstellung von den gewaltigen Stützmauern aus
herodianischer Zeit und dem weitläufigen Komplex öffentlicher
Bauten erhielt.
Durch einen Tunnel können Fußgänger auf 2000 Jahre alten
Pflastersteinen auf einem der ältesten unterirdischen Gänge
Jerusalems vom Platz vor der Westmauer bis zur Via Dolorosa gelangen.
Jahrelang hielt Israel den Ausgang dieses Tunnels geschlossen, um die
Palästinenser, die bereits durch die Ausgrabungen verärgert
waren, nicht zu provozieren. Das zwang die Besucher des unterirdischen
Ganges, den gleichen Weg, den sie gekommen waren, wieder zurückzugehen;
dabei mussten sie sich aus Platzmangel manchmal seitlich an den Leuten
vorbeidrücken, die in die andere Richtung gingen.
Im September 1996 entschloss sich Ministerpräsident
Benjamin Netanyahu, den Ausgang zu öffnen. Das geschah spät
abends, um Ausschreitungen zu vermeiden; anderererseits erweckte es
den Eindruck, als handle es sich um eine heimliche Aktion. Die Palästinenser
(und Muslime) fassten die Öffnung denn auch als provozierenden
Verstoß gegen die Friedensvereinbarungen und Teil eines israelischen
Entweihungsfeldzugs gegen islamische heilige Stätten auf. Es kam
zu einem Aufstand.
Der UN-Sicherheitsrat verabschiedete die Resolution 1093, nachdem der
saudische Delegierte es beklagt hatte, dass Israel einen Tunnel "in
unmittelbarer Nachbarschaft der Al-Aksa-Moschee" geöffnet
habe. In Wirklichkeit ist der Tunnel eine archäologische Stätte,
die überhaupt nichts mit der Moschee zu tun hat. Die Wiederherstellung
des Westmauer-Tunnels erfolgte im Zusammenhang der Bemühungen Israels,
bedeutende archäologische Fundstätten in Jerusalem zugänglich
zu machen und die touristische Infrastruktur der Altstadt zu verbessern.
Der Tunnel wurde unter der Leitung von Archäologen
und Ingenieuren durchgebrochen. Dabei wurden keine anderen archäologischen
oder religiösen Stätten beschädigt. Der Tunnel verläuft
nicht unter dem Tempelberg, und seine Wiederherstellung hat kein einziges
Gebäude in der Altstadt gefährdet. Es wurde kein Privatbesitz
enteignet oder konfisziert, um das Projekt durchzuführen.
Auch das Interimsabkommen zwischen Israel und den Palästinensern
wurde durch die Freilegung des Tunnel nicht verletzt, da archäologische
Restaurierungsarbeiten in dem Dokument überhaupt nicht berührt
werden.
Der Streit verlief schließlich im Sand, und heute kann der Tunnel
von Touristen besichtigt werden. Durch die Öffnung des Ausgangs
wurde der Zugang von der Westmauer zur Via Dolorosa erleichtert, was
letztlich den Händlern im muslimischen Viertel zugute kommt, in
dem der Tunnel endet.
Behauptung
"Der internationale Status Jerusalems ist angesichts der kollidierenden
Ansprüche auf die Stadt die beste Lösung."
Tatsache
Die scheinbare Unlösbarkeit der Jerusalemfrage hat manche Leute
wieder auf die ursprüngliche Idee gebracht, Jerusalem internationalen
Status zu verleihen. Bezeichnenderweise war dieser Gedanke während
der 19-jährigen jordanischen Herrschaft über die Altstadt,
in der Juden und israelischen Muslimen der Zugang zu ihren heiligen
Stätten verwehrt war, völlig in Vergessenheit geraten.
Die Tatsache, dass Jerusalem umstritten und auch noch
für andere Völker als für die israelischen Juden von
Bedeutung ist, darf nicht dazu führen, dass die Stadt fremden Völkern
gehört oder von einem internationalen Gremium regiert wird. Es
gibt keinen Präzedenzfall für ein solches Szenarium. Am Nächsten
kam dem Bild der internationalen Stadt noch das Nachkriegs-Berlin, das
unter der geteilten Kontrolle der vier Siegermächte stand - doch
das Experiment ist letztlich gescheitert.
Und selbst wenn Israel dem Gedanken prinzipiell nicht abgeneigt wäre
- welchem internationalen Gremium könnte man man wohl den Schutz
der Freiheiten anvertrauen, die Israel bereits garantiert? Ganz sicher
nicht den Vereinten Nationen, die seit der Teilung nicht das geringste
Verständnis für die israelischen Anliegen bewiesen haben.
Israel kann lediglich auf die Unterstützung der Vereinigten Staaten
rechnen, und nur im UN-Sicherheitsrat kann das Veto der Amerikaner den
israelischen Staat vor politischem Schaden durch andere Völker
bewahren.
Behauptung
"1969 hat Israel versucht, die Al-Aksa-Moschee niederzubrennen."
Tatsache
Die Bereitwilligkeit, mit der die arabische Seite Falschmeldungen
propagandistisch ausschlachtet, trat überdeutlich zu Tage, als
Nasser und andere arabische Führer zum Heiligen Krieg gegen Israel
aufriefen, nachdem ein Brandstifter im August 1969 Feuer in der Al-Aksa-Moschee
gelegt hatte. Bei dem Mann handelte sich um einen Touristen namens Michael
Rohan, einen australischen Christen, der sich schuldig bekannte. Er
wurde vor Gericht gestellt und für geisteskrank befunden.
1 Encounter, Februar 1968.
2 John Oesterreicher und Anne Sinai (Hrsg.); NY: John Day 1974, S. 1;
israelisches Amt für Statistik; Jerusalem Foundation; Stadtverwaltung
von Jerusalem. Die Zahlen für 1998 enthalten viertausend Einwohner
ohne Religionsangabe.
3 Leon und Jill Uris: Jerusalem; NY: Doubleday and Company 1981, S.
13.
4 Teddy Kollek: Jerusalem; DC: Washington Institute For Near East Policy
1990, S. 19-20.
5 Kollek, S. 24.
6 Sir Evelyn Shuckburgh, Descent to Suez; Tagebücher 1951-1956;
London 1986.
7 American Journal of International Law, April 1970, S. 346-47.
8 New York Times, 7. Dezember 1949.
9 Sonderbericht des Treuhandverwaltungsrats, 14. Juni 1950.
10 Kollek, S. 15.
11 Kollek, S. 16.
12 Kollek, S. 15.
13 Meron Benvenisti: Jerusalem. The Torn City; MN: University of Minnesota
Press 1976, S. 44; 60-61.
14 Catholic Herald of London; 6. Oktober 1967.
15 Near East Report, 2. April 1990.
16 Amerikanisches Außenministerium, Jahresbericht über internationale
Religionsfreiheit des Jahres 2000, herausgegeben vom Büro für
Demokratie, Menschenrechte und Arbeit, Washington D.C., 5. September
2000.
17 Kollek, S. 62.
18 New York Times, 12. März 1980.
19 Brief von Präsident George Bush an den Bürgermeister von
Jerusalem, Teddy Kollek; 20. März 1990.
20 Reuters, 19. April 1990.
21 Erklärung der Internationalen Christlichen Botschaft, 18. April
1990.
22 Washington Post, 14. Oktober 1991.
23 "60 Minuten", 2. Dezember 1990.
24 Jerusalem Post, 17. August 1991.
25 Rede vor der AIPAC Policy Conference, 22. Mai 2000.
26 Jerusalem Post, 17. August 1991.
27 JTA, 12. Februar 2001.
28 JTA, 12. Februar 2001.